Elke erleidet einen Schlaganfall -- 245 Km
31.08.2005
Balken

kurz nach Mitternacht passiert es

Dieser Tag wird uns sicher ein Leben lang in Erinnerung bleiben. Es war 5 Minuten nach Mitternacht als ich durch das Husten von Elke aufwachte. Ich sprach sie leise an, konnte aber nicht verstehen, was sie sagte. Auch beim zweiten Mal das Gleiche. Als ich das Licht anschaltete, sah ich sofort das irgend etwas nicht stimmte. Ihr Mund war plötzlich leicht schief und als sie versuchte aufzustehen bemerkte ich dass sie ihren linken Arm nicht richtig zur Hilfe nahm. Mich durchfuhr ein Riesenschreck.

Sekunden war ich völlig fassungslos, weil ich die Situation überhaupt nicht begriff. Als sie dann zur Toilette ging, nur mit meiner Hilfe, schossen mir alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Ich war echt geschockt, so hatte ich sie noch nie zuvor gesehen. Auch konnte ich kaum verstehen was sie sagte. Mir fiel zunächst eine allergische Reaktion (leicht geschwollene Lippen) ein, aber wir hatten beide das gleiche und nichts Besonderes gegessen. Ich fühlte mich plötzlich wahnsinnig hilflos. Eine Minute lang wusste ich nicht was ich nun mitten in der Nacht, 30 Km entfernt vom nächsten Ort, machen sollte.

Wir waren auf einer kleinen Ranch, mit ca. 10 Gästen und ich wusste noch nicht einmal, wo ich die beiden Schweizerinnen finden konnte, die uns begrüßt hatte. In meiner Verzweiflung lief ich nach unten und hämmerte gegen die Tür auf der "Staff Only" stand. Und ich hatte Glück, offensichtlich wohnten die beiden im Bereich hinter dieser Tür. Ich erklärte kurz die Situation und sofort wurde die Ambulanz gerufen. Beide Schweizerinnen (Tochter und Mutter) kümmerten sich sehr nett um meine Frau. Mein Puls- und Herzschlag waren am oberen Anschlag. Was passiert jetzt, was ist überhaupt los, ich konnte nicht mehr richtig klar denken.

die Ambulanz erscheint

Keine 25 Minuten später war die Ambulanz da, machten einige kurze Tests und brachten Elke dann in den Wagen. Ich schnappte mir die wichtigsten Papiere und ein paar Sachen für Elke und im Höllentempo fuhr ich in stockfinsterer Nacht auf einer holprigen Landstraße dem Krankenwagen hinterher nach Clearwater ins Hospital. Hier wurde sie im Emergency Room (Notaufnahme) sofort an ein EKG angeschlossen und diverse Untersuchungen durchgeführt. Mir wurde gesagt, dass das Herz in Ordnung wäre und alle anderen Werte auch o.k. sind.

Hier fiel auch zum ersten Mal das Wort STROKE (Schlaganfall). Ich war ziemlich geschockt, damit hatte ich nicht gerechnet. Das war so etwa gegen 1 Uhr nachts. Elke konnte zu diesem Zeitpunkt fast schon wieder normal sprechen und ihren linken Arm bewegen. Kurz danach erschien der dienstbereite Arzt (der von zu Haue gerufen wurde), machte weitere Untersuchungen und meinte alles wäre eigentlich im Augenblick ganz in Ordnung.

Trotzdem legte der Arzt Wert, darauf die Ursache ihrer Erkrankung zu erforschen (sicher ist sicher) und beschloss uns in die nächst größere Stadt, nach Kamloops zu schicken. Er kannte dort auch einen Spezialisten für Schlaganfälle, den er bereits informiert hatte. Aus heutiger Sicht war das genau die richtige Entscheidung, sonst wäre alles noch viel schlimmer geworden. Dieser kurzer Aufenthalt hat uns schon mal 400 CAN$ für den Emergency Room und 300 CAN$ für den Arzt gekostet.

Fahrt mit dem Krankenwagen nach Kamloops

Wir beide wurden dann mit dem Ambulanzwagen ins 120 Km entfernte Kamloops gefahren. Ein großer Ort mit einer ausgezeichneten Klinik wie uns alle versicherten. Ich bin die Strecke dann im Ambulanzwagen mitgefahren und nicht mit dem eigenen Mietwagen, ich hatte ja nicht viel geschlafen und wer weiss was auf der langen Strecke sonst passiert wäre.

In Kamloops wurden nochmals diverse Tests mit Elke durchgeführt und viele Daten aufgenommen. Es waren morgens um 5 Uhr 15. Wir sollten uns noch ein wenig ausruhen, da der Computertomograph erst ab 7 Uhr einsatzbereit ist. Ich durfte mich auf eine Liege neben Elke in der Notaufnahme hinlegen, konnte aber nicht schlafen. Als ich Elke dann so mehrmals zwischendurch ansah und sie auch zur Toilette brachte, glaubte ich zu bemerken, wie sich ihr Mund wieder verändert, schief wurde. Ein Arzt, dem ich das sagte, brachte Sie dann auch bald zur CT (Computertomographie). Nach einer weiteren Stunde wurde die Ungewissheit zur schrecklichen Wahrheit. Elke hatte tatsächlich einen Schlaganfall erlitten, aus heiterem Himmel, ohne jede Vorwarnung.

Der entsprechende Arzt zeigte mir im Gehirn die Stelle, an der es zu einem Verschluß gekommen war. Dadurch waren etliche Muskeln nicht mehr einwandfrei in Funktion (wie z.B. der Mund und der linken Unterarm). Das Herz war völlig in Ordnung, sie konnte auch einwandfrei sehen und alles verstehen, auch auf beiden Füßen stehen und laufen, aber war natürlich total geschockt und völlig übermüdet.

Sie bekam als Sofortmaßnahme 2 Kanülen gelegt, eine für Heparin (Blutverdünner) und eine für normale Flüssigkeit um den Körper damit zu versorgen. Nun saßen wir beide da in der Notaufnahme mit dieser Diagnose und wussten nicht wie uns geschah. Ich war auch total geschockt.

Ein kurzes Gespräch mit dem Arzt ergab, das so etwas meistens ohne jede Vorwarnung und jedem passieren kann. Elke stellte auch keine Risikogruppe dar, so daß man hätte sagen können, es muß ja mal passieren. Es passierte einfach. Elke war ziemlich teilnahmslos und müde. Wobei diese Müdigkeit wohl typisch sein soll bei so einem Schlaganfall.

Der Arzt sagte uns dann, dass sie in die Klinik eingewiesen wird. Sie muss behandelt werden. Wir warteten den ganzen Tag in der Notaufnahme auf ein Bett, ich hatte ein Einzelzimmer für sie gebucht und das wurde erst gesucht, fertig gemacht und das dauerte.

ich fahre zurück nach Clearwater ..

Da ja noch alle unsere Sachen und der Mietwagen in Clearwater waren entschloss ich mich gegen 13 Uhr zurückzufahren, um alles zu holen. Elke kann zwar nicht so gut englisch, aber meinte das klappt schon. In Ermanglung anderer Möglichkeiten fuhr ich per Taxi nach Clearwater zurück, 186 $. In der Klinik holte ich einige Papiere ab, die morgens noch nicht fertig waren und fuhr dann mit dem Mietwagen zur Ranch.

Dort wurde ich schon erwartet (ich hatte zwischenzeitlich Bescheid gesagt) und man half mir die Sachen zu packen. Alles ging sehr schnell denn ich wollte wieder zurück zu Elke. Ich wurde herzlichst verabschiedet, für Elke gab man mir als kleinen Trost ein Buch über den Wells Gray Park mit. Außerdem erzählten sie mir, das sie am morgen zufällig Kontakt mit unserem Reiseveranstalter hatten und im schon alles berichtet haben. Sie wollten sich dort in Hamburg schon um einiges kümmern.

.. und wieder zurück nach Kamloops

Trotzdem ich ja immer noch nicht geschlafen hatte, ging die Rückfahrt bei Tageslicht ganz gut und ich war gegen 17 Uhr 30 wieder in Kamloops. Ich habe mich dann bis zu Elke durchgefragt. Sie hatte inzwischen ihr Einzelzimmer bezogen und schlief fest, als ich kam. Wir wechselten dann ein paar Worte, als sie aufwachte. Besser gesagt ich sprach viel und sie nur sehr wenige Worte. Mich hat das alles sehr mitgenommen, sie da so liegen zu sehen.

Alles erinnert mich sehr an den Hörsturz, den Elke 1984 in der Nacht vor unserem Rückflug von den Malediven erlitten hatte. Sie konnte damals kaum laufen, wir mussten Sie aufs Schiff nach Male tragen, dort hätte man sie beinahe nicht in den Flieger gelassen, man wollte die Verantwortung nicht übernehmen. Schließlich konnten wir doch mitfliegen. In Berlin wurde sie dann behandelt und bis auf ein Rauschen im Ohr ist nichts zurückgeblieben. Das war ein kleiner Hoffnungsschimmer für diesmal.

ich suche mir eine Unterkunft

Gegen 19 Uhr habe ich Elke dann wieder in der Klinik verlassen, denn ich musste mir ja noch eine Unterkunft suchen. Im Sandmann Inn (waren wir schon mal am Beginn der Reise dort) bekam ich ein Zimmer, sogar zu Sonderpreis für Klinikgäste (65 CAN$). Ich lief dann erstmal in bisschen durch die Stadt um mich zu beruhigen und meine Gedanken zu sortieren.

Nach einem Mini-Abendessen ging ich zurück ins Hotel. Es gab jetzt wahnsinnig viel zu klären. Wie ist das mit dem Rückflug, können wir unsere Tickets umbuchen oder nicht. Die restlichen Reservierungen müssen storniert werden. Ich schrieb mir alles auf was nötig war. Am nächsten Morgen wollte ich in Deutschland (dort ist die Zeit 9 Std. weiter) anrufen und versuchen einiges zu klären. Gegen 23 Uhr ging ich, noch immer ziemlich aufgewühlt, schlafen.

Balken
Wildtiere :
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Unterkunft : Sandman Inn
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