
der Tag der Rückfahrt beginnt sehr früh
Heute klingelt der Wecker schon um 6 Uhr früh. Unsanft werden wir geweckt und müssen uns jetzt ein wenig sputen. Morgentoilette, Reste in den Koffer packen, frühstücken und um 8 Uhr abmarsch- bereit vor dem Hotel mit dem Gepäck einfinden. So ist das heute vorgesehen. Wir sind relativ schnell fertig und können noch in Ruhe frühstücken. Zwischenzeitlich versuche ich auch unsere Hotel- rechnung zu begleichen. Zunächst ist die Rezeption, welche nur von 7 – 22 Uhr besetzt ist, noch nicht dafür bereit, warum auch immer. Später sind dann diverse falsche Positionen auf der Rechnung, die aber anstandslos gestrichen werde, als ich darauf hinweise.
einiges wurde im Hotel vergessen
Pünktlich um 8 Uhr stehen wir vor dem Hotel. Unsere Koffer werden verstaut und gemeinsam fahren alle in 2 kleinen Bussen zum Bahnhof. Dort ange- kommen, nehmen wir unser Gepäck in Empfang. Gerade als wir uns zum Bahnsteig begeben wollen, fällt Elke auf, dass ihre rote Windjacke fehlt. Offen- sichtlich haben wir sie im Hotelzimmer liegen gelassen. Als ich mich bereit erkläre, mit einer Taxe zum Hotel zu fahren, fällt einer weiteren Mitreisenden ein, dass bei ihr die Brille fehlt, auch im Hotel liegen gelassen.
Also fahren wir sofort Richtung Hotel Ascona los, zum Glück sind es noch 40 Minuten bis zur Abfahrt des Zuges. Nach etwa 10 Minuten erreichen wir das Hotel. Die Brille hat sich inzwischen in den Tiefen der Handtasche wieder angefunden. So laufe ich schnell auf unser Zimmer, wo die Jacke immer noch seelenruhig auf dem Bügel hängt. Wieder hinunter zum Taxi und ab geht die Fahrt zurück zum Zug. Gut 10 Minuten vor Abfahrt des Zuges erreichen wir den Bahnhof.
Ich besorge noch schnell einige Getränke und sitze dann auch pünktlich zur Abfahrt des Zuges im Abteil. Elke ist froh, ihre Jacke wiederbekommen zu haben. Bei jetzt strahlendem Sonnenschein verlassen wir endgültig Locarno. Allerdings sind heute früh deutlich mehr Wolken unterwegs als gestern.
endlich gehts los
Entlang des Lago Maggiore fahren wir noch einmal an der von uns entdeckten kleinen Kirche und dem schönen Park vorbei. Wir passieren Bellinzona, wo wir gestern nach Mailand gestartet sind. In den Bergen vor uns hängen schon sehr viele Wolken, aber die Sonne findet immer noch diverse Lücken. Jetzt sieht vieles entlang der Strecke doch ganz anders aus. Wir sehen alles aus einem anderen Blickwinkel und bei anderer Beleuchtung.
Wir „umkreisen“ wieder die kleine Kirche von Wassen während der Fahrt durch die kreisförmigen Kehrtunnel zur Auffahrt des Gotthardtunnels. Immer wieder sind kleine Wasserfälle oder winzige Brücken zu erkennen. Die Autobahn schlängelt sich an den Bergen entlang, teilweise nahe der Eisenbahn dann aber auch wieder auf der anderen Seite des Tales. Immer wieder verschwindet sie in diversen Tunneln.
der neue Gotthardtunnel und Geldumtausch
Kurz darauf passieren wir auch wieder die Baustelle des neuen Gotthard- tunnels, der im Jahre 2017 eröffnet werden soll. Dieser neue Tunnel wird 57 km lang sein, Geschwindigkeiten bis 250 km/h zulassen und zunächst der Personenbeförderung dienen. Später, nach dem Ausbau 2 weiterer Tunnel, soll auch der Güterverkehr auf dieser schnellen Verbindung rollen.
Während der Zug sich immer weiter Richtung Norden bewegt, beginnt im Reiseleiterabteil die große Geldumtauschaktion. Wer noch Schweizer Franken besitzt, kann sowohl die Scheine als auch die Mün- zen wieder in Euro umtauschen und zwar zu einem Wechselkurs von 1 Franken = 0,65€. Viele Mit- reisende machen davon regen Gebrauch. Zugleich liegt auf dem Tisch eine Eisenbahnermütze in die jeder, der möchte, noch ein Trinkgeld für die Zugbesatzung und die Reiseleiter werfen kann.
Oder man kann seine letzten Franken in Souvenirs der IGE anlegen, die zum Verkauf angeboten werden. Dann fahren wir in den Gotthardtunnel mit einer Länge von 15003 m ein. Etwa 15 Minuten dauert die Tunnelfahrt, wobei wir im Tunnel die höchste Stelle bei 1151 m überqueren. Als wir den Tunnel wieder verlassen, erwartet uns eine Überraschung, jedenfalls für die meisten Mitreisenden. Es ist kühl, nur 14 Grad und es regnet. Der Himmel ist stark bewölkt und Wolken ziehen in nur geringer Höhe durch die Berge. Ein ungemütliches Wetter. So erleben wir die Durchquerung der Alpen diesmal von einer völlig anderen Seite.
wir haben die Alpen durchquert
Ich hatte mir aber gestern schon den Wetterbericht im Internet angesehen und wusste was uns erwartet. Wir fahren weiter durch eine wolkenverhangene und regnerische Landschaft, das so genannte Mittelland, eine der 3 Großraum- landschaften der Schweiz. (siehe Geographie / Naturräumliche Gliederung)
Jetzt treten die Berge etwas weiter in den Hintergrund, die Täler werden weiter und die Höhe der Berge nimmt weiter ab. Auch die Fotografierbegeisterung läßt deutlich nach und wir sehen uns die vorbeiziehende Landschaft aus dem Abteil heraus an und stehen nicht mehr die ganze Zeit am Fenster.
die Schweiz liegt nun fast hinter uns
Später erreichen wir nach der Überquerung des Flusses Aare das so genannte Jura der Schweiz nachdem wir zuvor schon die Alpen und das Mittelland durchquerten. Jetzt wird die Landschaft noch sanfter, die Berge weichen mehr und mehr den Hügeln und die Täler weiten sich zu Ebenen.
Gegen 12 Uhr 30 erreichen wir Basel Bad Bahnhof. Wir haben die Schweiz von Süd nach Nord erfolgreich durchquert. Das Wetter hat sich inzwischen etwas gebessert, es regnet nicht mehr und ab und zu scheint sogar die Sonne. Hier an der Grenze zu Deutschland übergibt der Schweizer Lokführer den Zug an seinen Kollegen aus Deutschland und auch das technische Personal an Bord des Zuges wird durch DB-Personal ersetzt. Außerdem erhält der Zug neues Frischwasser.
Dann geht es entlang des Schwarzwaldes weiter durch eine liebliche Landschaft mit vielen Weinber- gen. Um 13 Uhr 30 beginnt der 3. Durchgang für das bestellte Mittagessen. Wir begeben uns in den Speisewagen und genießen, während die Landschaft draußen vorbeizieht, unser Essen. Wir hatten Nudeln mit pikanter Tomatensoße mit kleingeschnittenen Gemüse (9€) bestellt, die uns jetzt serviert werden. Eine gute Portion, gut bis leicht scharf gewürzt. Dazu trinken wir ein schönes dunkles König Ludwig Bier (0,5l = 3,30€).
Später wandern wir wieder in unser Abteil zurück und widmen uns ein wenig der Literatur, sprich wir lesen unsere mitgebrachten Bücher. Auf den Zwischenhalten Basel, Freiburg, Karlsruhe, Mannheim und Frankfurt-Süd verlassen jetzt schon die ersten Gäste den Zug. Auch Katja, die Reiseleiterin, die zusammen mit Jürgen dem Chefreiseleiter uns im Hotel Ascona und unterwegs betreut hat, verlässt in Frankfurt den Zug.
Abendessen ist angesagt
Gegen 17 Uhr 45 ertönt der schon bekannte Gong und die Lautsprecherdurch- sage bittet uns erneut in den Speisewagen, diesmal zum Abendessen. Wir hatten uns auf der Hinreise uns für einen Salat zum Abendessen entschieden. Dieser besteht aus Erdbeeren, Tomaten (gespickt mit grünen Pfefferkörnern), rohem Schinken und Grünzeug. Dazu werden noch einige Brotscheiben gereicht. Wir finden die Menge ausreichend und der Salat schmeckt uns gut. Jeder Salat kostet 9€, die beiden Apfelschorlen dazu jeweils 2,50 €.
Inzwischen haben wir Fulda hinter uns gelassen und fahren auf Eisenach zu. Draußen scheint teil- weise die Sonne, aber es sind auch viele graue Wolken zu sehen. Inzwischen tauchen auch wieder zahlreiche Rapsfelder rechts und links der Strecke auf, die wir lange vermisst haben. Noch sind es 4 Std. 30 Minuten bis Berlin, aber auch diese Zeit wird relativ schnell vergehen. Die Fahrt führt uns mit Zwischenstopps vorbei an Erfurt, Weimar und Halle. Bei Bitterfeld sehen wir dann noch den letzten Zipfel der Sonne hinter den Chemieanlagen versinken und der Himmel färbt sich glutrot. Mit der zunehmenden Dunkelheit klappen auch unsere Augen immer öfters zu.
wir erreichen wieder Berlin
Als wir auf den Berliner Eisenbahnring fahren, müssen wir des öfteren den regulären Zügen den Vortritt lassen, so handeln wir uns doch noch eine Ver- spätung von etwa 30 Minuten ein. Genau um Mitternacht läuft der Zug nach weiteren Zwischenhalten im Berliner Hauptbahnhof ein. Das Personal bietet wieder jedem, der sie benötigt, seine Hilfe beim Aussteigen an. Wir schnappen uns unser Gepäck, laufen auf den Vorplatz des Bahnhofs und finden auch sofort ein Taxi. 20 Minuten später sind wir wieder zu hause.
Fazit der Reise :
Es war eine sehr schöne Reise mit vielen verschiedenen Aspekten. Zum einen eine tolle Fahrt mit einem nostalgischen Eisenbahnzug und eine wunderschöne Fahrt durch die Schweizerischen Berge. Es folgten 2 interessante, sehr unterschiedliche Ausflugstage. Zum einem eine landschaftlich schöne Fahrt mit der Centovalli-Bahn, der Besuch der Insel Isola Bella und eine ausgedehnte Schiffstour auf dem Lago Maggiore.
Als Kontrastprogramm dazu erlebten wir bei einem Besuch der Metropole Mailand quirliges Leben und beeindruckende Bauwerke. Als ruhender Pol bot uns das Hotel Ascona nach der jeweiligen Tagestour eine schöne Unterkunft mit einem wunderbaren Blick auf Locarno, Ascona, den Lago Maggiore und die umliegenden Berge. Dazu noch die Reiseleiter, die sowohl tagsüber als auch abends beim Essen ständig bei der Gruppe waren und sich um alle Belange sofort gekümmert haben. Der Reispreis mag manchem vielleicht recht hoch erscheinen, aber aus unserer Sicht ist die Reise ihr Geld absolut wert.

Wetter | : | sehr wechselhaft, teils sonnig, viel Regen nach der Alpendurchquerung, dann wieder wechselhaft |