eine Schrecksekunde und phantastische Bergstraßen -- 256 Km
02.05.2010
Balken

Fahrt Richtung Süden

Heute früh ist es recht frisch auf unserem Balkon, nur 18 Grad. Dazu ziehen größere Wolkenfelder von Norden Richtung Süden. Nicht so richtig tolles Wetter. Wir frühstücken zunächst und packen unsere Sachen. Die Sonne lacht auch schon ein wenig durch die Wolken und wir fahren los.

Erster Stopp soll am Leuchtturm Faro de La Entallada sein. Bis nach Las Playitas kommen wir bei wenig Verkehr zügig durch. Ab hier ist der Weg zum Leuchtturm gut ausgeschildert. 5 Km hinter dem Ort beginnt dann die ansteigende Straße zum Leuchtturm. Leider nicht für uns. Eine Kette mit dem "Durchfahrt Verboten"-Schild versperrt uns den Weg zum Leuchtturm. Schade, er liegt ja nicht gerade um die Ecke, so dass wir mal schnell wieder vorbei fahren können.

Schwierigkeiten mit dem Mietwagen

Also setze ich den Wagen langsam zurück, um aus einer kleinen Haltebucht heraus auf der schmalen Straße zu wenden. Im Rückspiegel sehe ich noch einen Radfahrer und denke mir, mach ihm mal ein bisschen mehr Platz damit er gut vorbei kommt. Lächelnd fährt er vorbei. Augenblicke später kracht es heftig, der Wagen sackt vorne rechts ab und es gibt einen heftigen Schlag. Ich trete sofort auf die Bremse und schalte den Motor aus, mein Gott, was ist jetzt passiert?. Ich gehe um das Auto herum und sehe voller Entsetzen die Bescherung.

Wir sind auf einer kleinen, nicht ausgeschilderten und erkennbaren Brücke zu weit rechts gekommen. Der rechte Vorderreifen hängt über dem "Abgrund" der etwa 1,5 m tief ist und der hintere rechte Reifen steht auch nur noch zur Hälfte auf dem Asphalt. Ich sage sofort Elke Bescheid und sie klettert über den Fahrersitz aus dem Auto. Sicher ist Sicher. Der Wagen sitzt auf dem Unterboden auf, bzw. (das ist unser Glück) auf einem Stahlträger, der den eigentlichen Unterboden des Autos gegen solche Unfälle extra schützen soll. Weg kommen wir so trotzdem nicht.

Was jetzt?. Keine Handyempfang und der nächste Ort ist mehr als 5 km entfernt. Bleibt nur noch der eine Kilometer hinauf zum Leuchtturm in der Hoffnung auf Handyempfang oder ein Telefon, 200 Meter Höhenunterschied. Ich laufe los. Auf halber Strecke kommt mir der Radfahrer von vorhin entgegen und ich frage in nach Hilfe.

Er sagt nur: keine Handyempfang, keine Hilfe oben am Leuchtturm. Aber er will sehen ob er mir irgendwie helfen kann. Also machen wir uns wieder auf den Weg bergab zum Auto. Hier sind inzwischen 3 weitere Autos eingetroffen, die nicht weiter können. Wegen uns und dem "Durchfahrt-Verboten"-Schild. Alle wollen helfen und jeder Vorschlag wird durchdacht und nach etwa einer Stunde setzen wir zum finalen Rettungsversuch an.

Zunächst "schaukeln" 4 Mann den hinteren Teil des Wagens soweit Richtung Straßenmitte bis wenigstens das rechte Hinterrad wieder voll auf der Straße steht. Von Anheben kann beim Gewicht des Daihatsu keine Rede sein. Der vordere rechte Teil des Autos ist inzwischen mit einem Wagen- heben angehoben worden. Und zwar soweit, dass das rechte Vorderrad fast wieder das Straßen- niveau erreicht, es hängt aber immer noch in der Luft.

Die Vorderräder werden nach links eingeschlagen und ein Spanier baut eine Art kleine Rampe unter das rechte Vorderrad, da sich Asphaltreste und Teile der kleinen Brücke schon unterhalb des Reifens befinden.

das Auto ist wieder frei und ohne Schaden

Dann kommt der kitzligste Moment. Mit eingeschaltetem 4WD werde ich versuchen, den Wagen wieder auf die Straße zu bringen. Allerdings befindet sich noch immer der Wagenheber unter dem Auto, aber der muss ja auch beim Anfahren erst mal dort bleiben. Ich gebe vorsichtig Gas und das unwahrscheinliche geschieht. Der rechte Vorderreifen greift auf der Minirampe und der Wagenheber hält den Wagen hoch bis der Reifen tatsächlich die Straße wieder erreicht hat. Auch der hintere Reifen bleibt auf der Straße.

Das Auto ist frei und gerettet. Ich bin glücklich, dass das letztendlich doch noch so glimpflich abge- laufen ist und so viele Helfer uns in der abgelegenen Ecke plötzlich zur Hilfe kamen. Ich bedanke mich sehr herzlich bei allen für ihren Einsatz. Der Stahlträger unter dem Unterboden hat offensichtlich allen Schaden vom Wagen abgewendet, sieht unversehrt aus und auch das Auto fährt anschließend ohne jedes Problem. Das hätte alles ganz anders ausgehen können. Kuriosum am Rande: Die Kette, die unsere Weiterfahrt verhindert und indirekt zum Unfall geführt hat wird plötzlich von dem Spanier geöffnet, der auch bei der Rettung des Wagens maßgeblich mitgeholfen hat.

Leuchtturm Faro de la Entallada bei Las Playitas

Wir folgen seinem Auto über die jetzt geöffnete Auffahrt zum Leuchtturm und stellen fest; er ist offensichtlich der "Leuchtturmwärter", bzw. kümmert sich um die automatische Anlage. Er gibt uns noch einige gute Ratschläge und verabschiedet sich lächelnd in den Leuchtturm. Hätte der gute Mann die Kette zur Auffahrt schon geöffnet, bevor wir dort ankamen, wäre das alles nicht passiert.

Blick vom Leuchtturm Faro de la Entallada entlang der Küste

Blick vom Leuchtturm Faro de la Entallada entlang der Küste

>> schliessen <<

So aber können wir wenigstens nach der Rettung doch noch zum Leuchtturm hinauffahren. Sonst hätten wir nämlich abgedreht und wären vielleicht nie wieder hierher gefahren. Wir genießen die tolle Aussicht und sind ganz alleine hier oben. Allen anderen ist scheinbar die Lust auf eine Auffahrt zum Leuchtturm vergangen.

Las Playitas und Gran Tarajal

Nach einem Abstecher nach Las Playitas (netter Fischerort) legen wir in Gran Tarajal, der zweit- größten Stadt auf Fuerteventura (9000 Einwohner) eine Pause ein.

Las Playitas sieht noch richtig idyllisch aus

Las Playitas sieht noch richtig idyllisch aus

>> schliessen <<

Die Stadt leistet sich eine schöne breite Strandpromenade hinter einem großen feinsandigen Lavastrand. Auf der Promenade und in den dortigen Restaurants herrscht viel Betrieb, schließlich ist ja Sonntag. Wir gönnen uns einen kleinen Imbiss im Restaurant Oasis. 2 ganz nette Hamburger und auch die Getränke sind hier zu zivilen Preisen mit Blick auf das Meer zu bekommen.

Giniginamar, Taralajro und die Costa Calma

Die folgenden Orte, Giniginamar und Taralajro können uns nicht so recht begeistern.

auch La Lajita ist noch nicht von Touristen überlaufen

auch La Lajita ist noch nicht von Touristen überlaufen

>> schliessen <<

La Lajita, wo wir dann stoppen, sieht am Strand recht nett aus , aber die meisten Besucher sehen nur den Oasis Park am Ortsrand. Den ersten grösseren Touristenort hier im Süden bildet die Ansiedlung Costa Calma. Da wir ursprünglich hier in das Hotel Riu Costa Calma Palace gehen wollten, durchstreifen wir den Ort im Wagen und sehen uns auch den Strand an. So richtig überzeugen kann uns dieser Ort aber nicht im Vergleich zum jetzigen Hotel und seiner Lage.

La Pared und tolle Bergstraßen

Wir fahren von der Ost- zur Westküste und legen einen Zwischenstopp in La Pared ein. Der Ort selber ist nicht sehr sehenswert und auch der kleine ortsnahe schwarze Strand kann uns nicht so recht überzeugen. Es soll hier noch weitere Strände geben, die wir aber nicht anfahren.

die Höhenstraße hinter La Pared führt quer durch die Berge

die Höhenstraße hinter La Pared führt quer durch die Berge

>> schliessen <<

Allerdings beginnt in La Pared eine phantastische Hochstraße durch die Berge, die man sich wegen der Ausblicke bis hinunter zur Jandia-Halbinsel nicht ent- gehen lassen sollte. Es ist eine sehr karge Gegend durch die man hier fährt. Einige Aussichtspunkte bieten gute Ausblicke in die verschiedensten Rich- tungen.

An einem dieser Aussichtspunkte treffen wir auf einige sehr gefräßige Erdhörnchen.

diese Streifenhörnchen sind ganz schon verfressen

diese Streifenhörnchen sind ganz schon verfressen

>> schliessen <<

Auch Elkes Caramel-Biskuit verschmähen sie nicht und fressen ihr glatt aus der Hand. Possierliche Tierchen. Dann geht es hinunter nach Pajara. Von hier aus führt die Straße erneut in die Berge mit wieder tollen Ausblicken in die weitere Umgebung. Ansonsten könnte man von hier aus einige kurze Wanderungen unternehmen.

Vega de Rio Palmas im Tal der tausend Palmen

Vega de Rio Palmas, das Tal der tausend (?) Palmen mit trockenem Stausee

Vega de Rio Palmas, das Tal der tausend (?) Palmen mit trockenem Stausee

>> schliessen <<

Der letzte Aussichtspunkt bietet dann einen schönen Blick auf das Dörfchen Vega de Rio Palmas im Tal der tausend Palmen. So viele stehen hier bestimmt nicht, aber es sind schon eine ganze Menge. Wir fahren kurz durch das Dorf, welches selber nicht besonders attraktiv ist, aber seine Umgebung, die wir aus Zeitmangel leider nicht mehr erkunden können.

über weitere Passstraßen geht es zurück nach Norden

Nach einigen Fotos starten wir die Rückfahrt in unser Hotel. Erneut geht es über eine uns jetzt schon bekannte und empfehlenswerte Passstraße, vorbei am Mirador Morro Velos über die Berge Richtung Ostküste. In schneller Fahrt erreichen wir dann unser Hotel gegen 18 Uhr. Noch kurz Frischmachen und schon steht das Abendessen auf dem Programm. Es folgt der übliche kleine Rundgang durch die Anlage und dann müssen wir erst mal alles, was heute so passiert ist, sacken lassen. Heute zogen immer wieder sehr viele Wolken über den Himmel, ungewöhnlich, so etwas hatten wir bisher noch nicht erlebt.

Balken
Wetter : morgens frische 18 Grad, teil heiter, teils wolkig
tagsüber um 21 Grad bei frischem Wind.
Unterkunft : Riu Palace Tres Islas **** HP
  • vorheriger Tag
  • nach oben
  • nächster Tag