Fahrt von Hajstorp nach Motala
16.07.2007
Balken

Fahrt zum höchsten Punkt des Kanals

In der letzten Nacht schliefen wir schon deutlich besser. Wir hatten mehr Zeit, die Abfahrt war erst für 6 Uhr 00 angesetzt und man wir haben uns schon mehr an die Kabine und die Betten gewöhnt. Um 6 Uhr 00 klingelt der Wecker und ich springe sofort aus meinem Bett. Um ca. 7 Uhr sollen wir nämlich die wohl kleinste Fähre Schwedens passieren und das möchte ich auf keinen Fall verpassen. Also mache ich mich schnell fertig und gehe dann an Deck.

Draußen scheint wunderbar die Morgensonne und wärmt schon kräftig. Wir durchfahren eine wunderbare, von der Sonne in ein warmes Licht getauchte Landschaft und erreichen bald Töreboda. Wir passieren zunächst die Eisenbahnlinie Stockholm - Göteborg, über die kurz vorher noch ein Zug gebraust ist. Jetzt ist die Brücke ganz steil nach oben geklappt und wir können durchfahren.

Dann kommt Lina, die kleinste Fähre Schwedens in Sicht. Sie misst vielleicht 2 x 3 Meter. Der Kanal ist hier ca. 10 m breit und die Fahrt mit Lina dauert keine Minute. Kaum haben wir Lina passiert, geht schon ein Radfahrer auf die Fähre und lässt sich übersetzen. Die Fähre wird von Hand an der einer Seite des Kanals abgestoßen und mit einer langen Stange dann an die andere Uferseite herangezogen Das ganze kostet 50 Öre. Das ist schon eine lustige Fähre.

wunderschöne Landschaft unterwegs

wunderschöne Landschaft unterwegs

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Weiter geht die Fahrt durch eine abwechslungsreiche Landschaft. Felder ziehen an uns vorbei und wechseln sich ab mit Baumreihen, die sich im ruhigen Fahrwasser vor uns spiegeln.

Um 10 Uhr erreichen wir den höchsten Punkt

Decksplan der Wilhelm Tham

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des Kanals (91,8 m ü.M.), der mit einem Obelisken gekennzeichnet ist.

Eine Stunde später kommen wir in Tatorp an. Hier befindet sich eine von zwei noch von Hand zu bedienenden Schleusen. Die Reiseleiterin der Wilhelm Tham, Ann-Sofie höchstpersönlich übernimmt die eine Seite der Schleuse, der Schleusenwärter die andere Seite. Die Tore lassen sich offensichtlich relativ leicht per Hand schließen und öffnen. Nachdem wir ca. 20 cm angehoben wurden, werden die beiden anderen Schleusentore geöffnet und die Straßenbrücke (eine Rollbrücke) zurückgezogen.

Fahrt über den Vikensee

Nun hat die Wilhelm Tham freie Fahrt in den Vikensee. Während dieser Überfahrt informiert uns Ann-Sofie wieder, wie jeden Tag, über die heutigen und morgigen Ereignisse, die auf uns warten. Auf dem See sind relativ wenig Boote unterwegs, wie auch schon auf den anderen Gewässern, die wir befahren haben. Allerdings ist heute auch schon wieder Montag. Nach einer Stunde ist die Überquerung des Sees glücklicherweise (aus Sicht mancher Passagiere) erledigt.

enger Kanal und viele Schleusen

Die zwei engsten Passagen des Götakanals stehen uns nun unmittelbar bevor. Durch eine sehr bewaldete Strecke fahren wir den Kanal entlang, der stellenweise rechts und links nur jeweils 20 cm breiter ist als das Schiff. Unser Kapitän, Kenneth Attefors, der das Schiff schon mehrere Jahre als Kapitän führt, muss hier sehr genau steuern. Rechts am Kanal befinden sich etliche Teiche, die mit Teichrosen bewachsen sind. Immer wieder öffnet sich der Kanal, um sich dann wieder stark zu verengen. Eine absolut faszinierende Passage.

An der Schleuse von Forsvik erwartet uns dann die Familie Kindbom. Diese sehr religiöse Familie singt während der gesamten Schleusung christliche Lieder und gibt uns und dem Schiff den Segen zur Weiterfahrt. Sie verteilen Blumen und gedruckte Segenswünsche und stimmen zur Ausfahrt nochmals ein Lied an. Bei jedem Wetter und schon seit vielen Jahren vollzieht diese Familie bei der Durchfahrt der Schiffe Diana, Juno und Wilhelm Tham dieses "Ritual".

Treidelpfade am Göta-Kanal

Treidelpfade am Göta-Kanal

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Fahrt über den Vätternsee

Bei Karlsborg erreichen wir schließlich den Vätternsee. Insbesondere Peter und Sofia, die beiden guten Geister des Speisesaals, hoffen, dass es nicht wieder so eine stürmische Überfahrt wie auf dem Vänernsee gibt. Und tatsächlich, bei einer ruhigen Überfahrt genießen wir das das Mittagessen ohne Zwischenfälle.

   Mittagessen
-- Westküstentoast mit Taschenkrebs
-- Roggenbrot
-- Hähnchen mit einer Füllung von Steinpilzen

Die Sonne strahlt weiterhin vom blauen Himmel und einige Gäste genießen auf dem Brückendeck nach dem Mittagessen erst einmal die Sonne.

Stadtbummel durch Vadstena

Um 15 Uhr erreichen wir Vadstena. Hier steht uns ein längeres Besichtigungprogramm bevor. Von zwei örtlichen Reiseleiterinnen, die deutsch bzw. englisch sprechen, werden wir am Hafen abgeholt und besichtigen zunächst das Schloss von Vadstena, Baujahr 1620. Nach einem knapp einstündigen Rundgang fahren wir dann mit einer Bimmelbahn quer durch die Stadt zum Kloster der heiligen Birgitta. Hier erfahren wir ausführlich alles über die Geschichte des Kloster und der dazugehörigen Kirche. Anschließend folgt eine ausgiebige Besichtigung der Kirche. Gegen 17 Uhr holt die Bimmelbahn die meisten Gäste wieder ab und fährt sie zurück zum Schiff.

Wir hingegen bummeln selber noch ein bisschen durch den Ort mit seinen Kopfsteinpflastergassen, der niedrigen Holzbebauung und seiner schönen Lage am Vätternsee. Auf dem Rückweg zum Schiff genehmigen wir uns noch ein Eis. Hierbei stellen wir eine sehr eigenartige Preisgestaltung fest. 1 Kugel kostet z.B. 20 SEK, 2 Kugeln kosten 25 SEK und 3 Kugeln kosten 28 SEK.

wir geniessen die Sonne auf dem Oberdeck

wir geniessen die Sonne auf dem Oberdeck

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Die Wilhelm Tham setzt ihre Fahrt Richtung Motala fort. Unterwegs wird uns das Abendessen serviert. Bisher hat selbst mir als nicht so begeisterter Fischesser doch alles sehr gut geschmeckt. Es gibt bei jeder Mahlzeit mindestens ein Fischgericht.


   Abendessen
-- zwiebelgeschmorte Muscheln in Weißweinvbouillon, Zuckerschnittbohnen und Zitrusaioli
-- Ingwerbrot
-- pochierter Mälarzander mit einer säuerlichen Schalentiersauce, dazu in Dill glasierte und    gedämpfte Neukartoffeln
-- Preiselbeermousse mit Schokolodentrüffelsauce

Wir erreichen Motala

Während des Abendessens erreichen wir Motala, wo wir über Nacht liegen bleiben werden. Direkt neben der Diana, dem 3. Schiff, welches auf dem Götakanal unterwegs ist, macht die Wilhelm Tham fest. Um 20 Uhr 30 gehen die meisten Gäste von Bord, um sich das örtliche Nostalgiemuseum anzusehen, einige gehen spazieren. Wir aber bleiben an Bord und genießen die Ruhe. Etliche Bilder sind zu überspielen und der Reisebericht zu schreiben. Draußen ist noch angenehm warm und es war wieder ein wunderbarer Tag.

Motala wird als das Herz des Kanals bezeichnet. Der Kanalerbauer Baltzar von Platen gründete hier 1822 die Motala Verkstad; hier entstanden Schiffe, Brücken, Lokomotiven und Schleusentore. Das alles wird gerne als die Wiege der schwedischen Industrie bezeichnet. Auch unser Schiff, die Wilhelm Tham wurde hier 1912 gebaut.

Wir sitzen noch mit einigen Gästen zusammen im Salon und unterhalten uns über Gott und die Welt. Plötzlich holt ein Mitreisender auch einen Laptop aus seiner Tasche. Dieser hat sogar ein eingebautes WLAN-Modem. Erstaunlicherweise findet das Modem einen kostenlosen Internetzugang. Der Wetterbericht, den wir uns natürlich sofort ansehen wollen, verspricht zwar kein sonniges Wetter für den kommenden Tag, aber nur einzelne Gewitter am Nachmittag, dafür aber 24 Grad. Mit diesem Wetterbericht im Hinterkopf gehen wir dann zu unserer Kabine um uns bald darauf hinzulegen. Hier in Motala läuft über Nacht kein Generator, da das Schiff direkt an das örtliche Stromnetz angeschlossen ist. Es verspricht eine ruhige Nacht zu werden. Der zweite Tag in Folge mit wunderbarem Wetter, alle sind begeistert. Wollen wir mal hoffen, dass es noch ein bisschen so weiter geht.

Balken
Wetter :  strahlender Sonnenschein einige Schleierwolken, etwa 24-25 Grad, trocken
Unterkunft :  Wilhelm Tham

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