Rundfahrt ab Melksham
Castle Combe, Lacock mit Abbey und Dundas Aquädukt


25.07.2019



Balken

heute fahren wir zunächst nach Castle Combe nach oben

Heute Morgen läuft wieder das übliche Programm ab, auch beim Frühstück hat sich nichts geändert. Die Sonne scheint schon vom blauen Himmel und gegen 9 Uhr machen wir uns auf die Socken. Wir wollen möglichst frühzeitig in Castle Combe ankommen. Dieser Ort mit seinen rund 300 Einwohnern gehört sicherlich zu den schönsten Orten in den Cotswolds. Die Cotswolds gehören zu der den Nationalparks ähnlichen AONB (Area of Outstanding Natural Beauty) und stehen damit unter besonderem Schutz. Wir hoffen, dass so früh noch nicht allzuviele Touristen und vor allen Dingen keine Busse vor Ort sind.

Als wir gegen 9 Uhr 30 in Castle Combe ankommen ist der Parkplatz noch ziemlich leer, super. Der Parkplatz liegt etwa 600 m vom Ort entfernt. Näher dran kann nicht geparkt werden. Dafür ist er kostenlos. Vom Parkplatz laufen wir zunächst hinunter (es geht bergab) bis zur "The Street". Hier biegen wir rechts ab auf die "School Lane" und dann immer am Rand einer Wiese entlang Richtung Ort. Ein schöner Weg, besser als die Straße. Wir biegen später auf die Park Lane ab, die uns unter dem Archway Cottage (erbaut ca. 1700) hindurch in den Ort führt. Man hat das Gefühl plötzlich ins Mittelalter versetzt worden zu sein. In seiner heutigen Form entstand Castle Combe im 14. Jhdt. und hat sich seitdem kaum verändert. Die St.-Andrew’s-Kirche stammt aus dem 12. Jahrhundert. Schon die Römer haben diesen Ort als Festung genutzt und die Normannen sogar eine Burg errichtet, von der heute nur noch eine Ruine existiert.

Wir erreichen den Marktplatz von Castle Combe mit dem Brunnen aus dem 14. Jahrhundert. Einige Leute, die scheinbar im Ort übernachtet haben, packen ihre Koffer und verlassen den Ort. Es sind jetzt nur noch wenige Besucher hier, was für ein Glück. Man kann sich nicht vorstellen, wie es hier aussieht, wenn die Massen einfallen. Das Marktkreuz stammt aus dem 14. Jhdt. und bedeutet, dass hier ein Wochenmarkt abgehalten werden durfte. Hier laufen auch die 3 Hauptstraßen des Dorfes zusammen. Neben dem Kreuz befindet sich eine der beiden Dorfpumpen von Castle Combe. Wir können schon mal einige tolle Fotos vom Marktkreuz und des jetzt fast autofreien Ortes schießen.

ein schöner Ort mit vielen tollen Fotomotiven

Jetzt laufen wir aber erstmal die Straße hinunter zum ByBrook River. Geht man über die Brücke hinter den Fluß und dreht sich um, dann hat man eines der schönsten Fotomotive vor sich, das es in Castle Combe gibt. Man sieht einen Teil des Flusses mit der Brücke, rechter Hand einige alte Häuser an der Water Lane, vor sich die Brücke und dahinter viele schöne, alte Häuser an "The Street", linker Hand wieder der Fluß mit Brücke, ein Garten mit vielen blühenden Pflanzen und dahinter den Turm und Teile der St.-Andrew’s-Kirche. Was für ein Fotomotiv !!

CASTLE COMBE - das wahrscheinlich schönste Dorf auf unserer Rundreise - Cotswolds pur

 CASTLE COMBE - das wahrscheinlich schönste Dorf auf unserer Rundreise - Cotswolds pur 

Wir schießen schnell etliche Aufnahmen, denn für einige Zeit ist die Straße und die Umgebung sogar menschenleer. So hatte ich mir das vorgestellt. Im Augenblick sind vielleicht nur 10-20 Personen im Ort zu sehen. Wir genießen eine Weile diese schöne Ansicht auf den Ort von der Brücke aus und bummeln dann langsam wieder Richtung Zentrum. Jedes Haus rechts und links der Straße ist sehenswert und wir bleiben immer wieder stehen, um uns alles anzusehen.

Wir sehen uns natürlich auch in der kleinen Kirche St.-Andrew’s um. Die Kirche wurde bereits im 12. Jhdt. erstellt, heute ist davon noch der Chor übrig, während das Kirchenschiff und der Turm aus dem 14. Jhdt. stammen. In den 1850er Jahren verfiel ein Großteil der Kirche und musste wieder aufgebaut werden. In der Kirche befindet sich ein noch funtionierendes Uhrwerk von ca. 1380. Es soll eine der ältesten mittelalterlichen Uhren des Landes sein. Für 20 Pence kann man die Beleuchtung für das Uhrwerk einschalten, um es besser zu sehen. Ansonsten wirkt die Kirche durch viele Fenster recht hell. Rings um die Kirche herum ist ein kleiner Friedhof mit teilweise sehr alten Grabsteinen, deren Inschriften kaum noch zu entziffern sind. Peter entdeckt eine Pforte, durch die wir auf die Straße zum Herrenhaus gelangen. Dieses Herrenhaus aus dem 14. Jhdt. ist heute eine Hotelanlage und alles sieht sehr gepflegt aus. Auch etliche alte Häuser des Ortes auf dem Gelände dienen heute als Unterkünfte für das Hotel. Wir sehen uns ein bischen auf dem Gelände um und gehen dann wieder in den Ort zurück. In Castle Combe wurde auch einige Filme gedreht, u.a. Dr. Dolittle von 1976 und Agatha Chritie's Poirot "The Murder of Roger Ackroyd", in deutsch "Alibi".

Fahrt nach Lacock mit Besuch der Abbey nach oben

Nach rund 2 Stunden verlassen wir das vielleicht schönste Dorf Englands, wie es oft genannt wird und gehen zum Auto zurück. Inzwischen hat sich der Ort gefüllt und auch auf dem Parkplatz stehen deutlich mehr Autos. Castle Combe ist für mich persönlich ein weiteres Highlight dieser Reise. Von Castle Combe aus fahren wir jetzt nach Lacock, um uns dort den Ort, aber vor allen Dingen die Abbey (ehemaliges Kloster) anzusehen. Die Fahrt dauert ca. 45 Min. Immer wieder fahren wir unterwegs durch sehr schöne Baumalleen, die teilweise recht lang sind. Vielen Bäumen sieht man an, dass sie genauso zugeschnitten wurden, dass PKW's und LKW's drunter durch passen.

Der Parkplatz (National Trust Car Park) am südlichen Ortsrand von Lacock kostet pro Tag 4 GBP, das geht. Wenn man den Parkplatz nach rechts verlässt und die Straße etwas weiter nach rechts geht, kommt man zu schönen Aussichtspunkten auf die Lacock Abbey. Dann gehen wir in Richtung der Abbey, die wir uns (trotz der Eintrittspreise) ansehen wollen. Dieses ehemaliges Nonnenkloster der Augustinerinnen wurde Mitte des 13. Jhdt. errichtet und letztendlich 1539 in ein Wohnhaus umgebaut. Dabei wurde auch die Abteikirche abgerissen. 1944 wurde der Bau dem "National Trust" übergeben, der es seitdem verwaltet.

wir gehen durch das ehemalige Kloster

Bevor wir die Abbey betreten, gönnen wir uns noch einige Erfischungen im Tea Room, der sich im Innenhof der Abbey befindet. Von dort aus müssen wir die halbe Abbey umrunden, um zum Eingang zu kommen. Dabei kommen wir auch an dem Fenster (Südseite) vorbei, von dem William Henry Fox Talbot im Jahr 1835 das erste Photo-Negativ anfertigte. Er entwickelte das Prinzip des Negativ-Positiv-Verfahrens, das die Vervielfältigung eines fotografischen Bildes durch Abzüge vom Negativ ermöglichte. Der Eintritt pro Person kostet 14,50 GBP (kein Seniorenrabatt). Dazu bekommen wir noch kostenlos eine Broschüre (in englisch). Dann beginnt unser Rundgang durch die Abbey.

LACOCK ABBEY - in der Sakristei des ehemaligen Klosters wurden auch Szenen für Hatty Potter gedreht

 LACOCK ABBEY - in der Sakristei des ehemaligen Klosters wurden Szenen für Harry Potter gedreht 

Wir gelangen zunächst in den noch erhaltenen Kreuzgang. Das Kapitelhaus des Klosters, welches sich hier befindet, überlebte alles unverändert. Hier versammelten sich die Geistlichen zu unterschiedlichsten Zwecken. Ganz in der Nähe hat auch die Sakristei überlebt. Hier wurden alle Gewänder und Teile aufbewahrt und vorbereitet, die während eines Gottesdienstes benötigt wurden. Die Sakristei wurde wahrscheinlich um 1230 errichtet. Einige der Dekorationen an Wänden und Decken sind nahezu 800 Jahre alt, andere wurden später hinzugefügt. Im Kreuzgang selber erkennt man noch Nischen, in denen Bücher aufbewahrt wurden. Jetzt kommen wir in den "Warming Room" des Klosters. Im 13. Jahrhundert war dies der einzige Raum in der Abtei, in dem ständig ein Feuer zum Wärmen brannte. Hier fällt uns sofort ein großer Kessel auf. Dieser wurde um etwa 1500 in Antwerpen gefertigt. Wie er nach Lacock kam, weiß niemand. Im Kreuzgang sind auch einige Wandmalereien zu sehen.

Der nächste Raum den wir sehen, diente im 17. und 18. Jhdt. als Speisesaal (Servant's Hall) für die Bediensteten des Hauses. Dann erreichen wir die Küche, die sich vermutlich von Anfang an hier befand und ständig angepasst und umgebaut wurde. Hier stand auch einst der große Kessel aus dem Warming House. In der Küche kann man viele Gegenstände aus den verschiedensten Zeiten sehen. Die weiteren Räume beschreibe ich nur kurz, da es sonst ein ewig langer Bericht werden würde. Viele der Räume wurden im Laufe der Jahrhunderte durch ihre jeweiligen Besitzer immer wieder umgestaltet und mit persönlichem Besitz gefüllt.

Brown Gallery
ein Stock höher sehen wir eine Galerie mit vielen Büchern. Es ist der ehemalige Speisesaal des Klosters, wo die Nonnen die einzige Mahlzeit des Tages einnahmen. Er war damals doppelt so breit.

Pulpit Room
das Schlafzimmer von Matilda Talbot, der letzten Besitzerin der Abbey

Stone Gallery
Der ehemals große Schlafsaal der Nonnen. Die Räume hatten damals eine andere Größe. Heute steht hier ein Schaukelpferd der Familie Talbot, 6 Stühle von 1653 und ein Metallgefäß, wahrscheinlich für die Küche, von 1575. Dazu bemalte Fenster und Porzellan

Short Lobby
eine der bedeutensten Bibliotheken, die der National Trust besitzt, eine über 500 Jahre alte Tudor-Holztür, eine der ältesten Türen in der Abbey

Blue Parlour
so eine Art Arbeitszimmer für die Talbots, Henry Talbot starb 1877 in diesem Raum

South Gallery
eine Art Familienzimmer, hier wurden auch Gäste empfangen

Dinning Room
Esszimmer für Familie und Freunde, kurz vor dem Zimmer gibt es eine Tür mit einer Treppe dahinter, die abwärts zum Kreuzgang führt

Great Hall
1754 eingerichtet, interessante Decke, mit vielen schönen Figuren, diente für Versammlungen, Feierlichkeiten u.ä.

Bummel durch den Ort / kleines Mittagessen nach oben

Hier verlassen wir die Abbey. In einem weiteren Gebäudetrakt sehen wir uns noch das alte Brauhaus von 1539 an. Viel ist hier, genauso wie in der daneben liegenden Bäckerei, nicht mehr zu sehen. In der Abbey und auch in Lacock selber wurden einige Szenen für die Harry Potter Filme gedreht. Anschließend bummen wir durch Lacock. Dieses Dorf war von Anfang an immer im Besitz einer einzelnen Familie. Der erste bekannte Besitzer war der Earl of Salisbury. Anfang des 13. Jhdt. übernahm Ela, Countess of Salisbury mit dem Bau der Lacock Abbey auch das Dorf. Die Sharingtons und die Talbots waren dann weitere Besitzer bis 1944 der National Trust das Dorf übernahm. Der National Trust ist eine gemeinnützige Organisation, die Objekte aus dem Bereich der Denkmalpflege und des Naturschutzes in England, Wales und Nordirland betreut. Wir gehen über die East Street, wo sich eine alte Scheune aus dem 14. Jhdt. befindet, in die man auch hineingehen kann. Wenn man weiter durch die Straße geht, hat man das Gefühl, in einer mittelalterlichen Stadt zu sein. Die meisten Häuser in Lacock, die "überlebt" haben, stammen aus dem 18. Jhdt. oder früher. Die Kirche "St Cyriac's Church" lassen wir diesmal links liegen (Gottesdienst) und sehen uns noch schnell das Gebäude einer ehemaligen Gerberei an. Auf dem weiteren Weg kommen wir am "Sign of Angel" vorbei. Es handelt sich um ein altes Weberhaus aus dem 15.Jhdt., heute ein Restaurant. Ganz in der Nähe steht ein so genanntes "Cruck House". Bei diesen mittelalterlichen Häusern werden die Dächer durch gebogene Balken gestützt und gehalten. Sieht eigenartig aus, soll aber preiswert und effektiv gewesen sein. Wir bummeln weiter. Die Häuser auf der High Street sehen besonders alt aus. Ein wirklich interessantes Dorf, aber es ist auch viel los hier. Castle Combe war schöner.

Auf der Suche nach einem Restaurant für ein kleines Mittagessen gefällt uns das erste nicht so richtig, beim zweiten und dritten hat heute die Küche geschlossen. Schließlich landen wir im Red Lion Biergarten. Das Red Lion hebt sich deutlich durch sein rotes Backsteingebäude von 1730 von den anderen Häusern ab. Hier schließt zwar die Küche auch in Kürze, aber wir können noch 4 Sandwiches und 4 Getränke bestellen. Anschließend gehen wir zu unserem Auto zurück. Wir wollen uns jetzt einen von 2 Aquädukten ansehen, die wir im Internet gefunden haben.

wir besuchen das Dundas Aquädukt

Das Dundas Aquädukt ist ca. 45 Min. mit dem Auto von Lacock entfernt. Allerdings ist die Parkplatzsituation hier etwas schwierig. Man kann kurz vor der Kreuzung Lower Stoke/Warminster Road parken (Einfahrt von der Lower Stoke rechts), muss dann aber ca. 500 m bis zum Aquädukt laufen. Man kann aber auch versuchen von der Warminster Road (aus Norden kommend) direkt an der Straße einen Parkplatz suchen. Direkt am Weg hinunter zum Aquädukt stehen einige Parkplätze zur Verfügung. Ansonsten fährt man weiter bis zur Lower Stoke, biegt links ab und fährt dann dort auf den Parkplatz. Wir finden aber in der Nähe des Aquädukts einen Parkplatz. Von hier führt ein etwas unebener Weg mit Stufen und Steinen abwärts zum Aquädukt.

DUNDAS - über diesen Aquädukt fließt oben ein Kanal, unten durch fließt der Avon River

 DUNDAS - über diesen Aquädukt fließt oben ein Kanal, unten durch fließt der Avon River 

Über das Dundas Aquädukt fließt oben der "Kennet & Avon Cannel". Dieser Kanal verbindet u.a. mehrere Flüsse und stellt damit eine vollständige Ost-West-Binnenwasserstraße in Südengland dar. Es ist allerdings nur für so genannte "Narrowboats" geeignet (22 m lang, 2,20 m breit), die seit 1750 auf diesen Kanälen fahren. Unter dem Viadukt fließt der "Avon River". Wir gehen zunächst seitlich am Aquädukt die Treppen hinunter zum Avon River. Hier unten scheint sich offenbar eine Badestelle zu befinden. Jedenfalls sind etliche Leute im Wasser und am Ufer sonnen sich auch viele Menschen. Auf dem Fluss sind allerdings keine Boote unterwegs.

Wir gehen wieder nach oben und stärken uns mit einigen Getränken. Eines der "Narrowboats" ist zu einem schwimmenden Imbiss umgebaut worden und liegt hier auf dem Aquädukt. Wir bummeln ein bisschen über den Aquädukt und sehen zu wie 2 Boote aneinander vorbei fahren. Nicht ganz einfach zu navigieren. Auch ein Stand-Up-Paddler ist auf dem Kanal unterwegs. Am Dundas Basin, wo der "Kennet & Avon Cannel" abbiegt steht noch ein altes Zollhaus. Auf der anderen Seite des Basins gibt es noch ein sehr kurzes Stück des "Somerset Coal Canal" , der Rest ist verfallen. Eine interessante Anlage, dieses Aquädukt. Noch einige Fotos, dann gehts zurück zum Auto.

Rückfahrt nach Melksham / letztes Abendessen im Kings Arm

Auf dem Rückweg tanken wir unseren Mietwagen zum ersten mal voll. Er benötigt Diesel. Das kostet in England im Augenblick etwa 1,30 GBP / Liter. Die Anzeige steht bei 1/4, so dass wir 69 Liter (89,70 GBP) in den Tank füllen können. Diesel kostet in England übrigens mehr als Super (ca. 1,25 GBP). Gegen 18 Uhr sind wir wieder zurück in unserer Unterkunft. Morgen fahren wir weiter zur nächsten Unterkunft, nach Bodmin. Daher packen wir schon mal so weit wie möglich unsere Koffer. Um 19 Uhr gehen wir ein letztes Mal ins Kings Arm zum Abendessen. Das leckere Essen und die schöne Atmosphäre werden wir vermissen. Später setzen wir uns noch ein bisschen in den Garten unserer Unterkunft, genießen den Cider und feiern unser 5-jähriges Kennenlernen (Andorra 2014) Gegen 23 Uhr gehen wir auf unsere Zimmer, packen noch einiges in die Koffer und gehen dann schlafen. Ein war eine schöne Zeit in Melksham und Umgebung und wir haben viele tolle Sachen gesehen. Jetzt geht es weiter Richtung Südwesten, nach Cornwall.

Balken
Wetter : viel Sonne, blauer Himmel, 33 Grad, 50% Feuchte, abends Gewitter und Regen
Kilometer Auto : 72
Kilometer Fuß : 4 + 3 + 1
Unterkunft : The Conigre - Melksham