Elke im Krankenhaus
03.09.2005
Balken

es geht endlich aufwärts !!!

Heute war der erste durchgehend positive Tag. Als ich heute früh bei Elke ankam, saß sie bereits in ihrem Sessel . Sie hatte das ganze Frühstück aufgegessen, weil sie, wie sie mir sagte, schnell wieder kräftig werden will, damit sie nach Hause kann (habe ich ihr gestern mehrmals eingetrichtert).

Kurz darauf wurde sie abgeholt, um sie komplett zu duschen, auch Haarewaschen war angesagt. Als sie wieder kam, sah sie richtig glücklich aus, die erste richtige Wäsche seit mehreren Tagen. Sonst wurde sie bisher nur mit Waschlappen abgerieben. Sie benutzte auch sofort die Haarbürste, die ich ebenfalls mitgebracht habe. Sie verlangte auch nach dem Föhn, von dem allerdings vorher nicht die Rede war. Ich muss also noch mal ins Hotel und einiges holen. Schon ein gutes Zeichen, wenn sie so viel Wert auf ihr Äußeres legt.

ich informiere ihre beste Freundin in Berlin

Bevor ich ging setzte sie sich schon die Brille auf und begann ein Buch zu lesen. Vor dem Hospital habe ich erstmal ihre beste Freundin Gitti angerufen. Diese war ziemlich betroffen, als sie das alles hörte. Aber wir waren beide der Meinung dass Elke noch mal Glück im Unglück gehabt hat. Gehirn in Ordnung, Augen in Ordnung, Beine in Ordnung, Bereich Mund und linker Arm werden sich sicher bei entsprechender Therapie noch etwas verbessern lassen.

im Hotel bekomme ich ein besseres Zimmer

Im Hotel wurde mir gesagt, das ich morgen umziehen muss, da mein Zimmer bereits lange schon reserviert ist. Ich bekomme aber jetzt ein größeres Zimmer zum gleichen Preis und mein Gepäck wird selbstverständlich auch automatisch ins neue Zimmer gebracht. Alle sind, weil sie von Elke wissen, unwahrscheinlich hilfreich. Auch im Krankenhaus sind alle sehr nett und hilfreich, dass macht viel aus.

wieder zurück im Krankenhaus

Als ich wieder zu Elke ins Hospital kam, saß sie noch immer im Stuhl. Sie ist scheinbar nicht mehr ganz so schlapp wie die Tage zuvor. Wir fuhren dann mit einem Rollstuhl bis vor das Hospital und ich stellte sie in die Sonne. Sie empfand das als sehr angenehm und ich glaube es ist auch für ihre Psysche wichtig zu merken, dass das es noch immer ihre Welt da draußen gibt und nicht nur das Hospital innen. Übrigens riecht es im Hospital nirgendwo nach Krankenhaus, dass ist auch gut. Elke kann auch bereits alleine zur Toilette gehen und alles selber erledigen. Eine Schwester ist allerdings immer dabei. Ich schildere dass hier alles so ausführlich, damit sich jeder den es interessiert mal ein Bild davon machen kann, was ihn erwartet wenn so etwas passiert.

das ungeliebte Mittagessen

Nach unserem Ausflug gab es anschließend Mittagessen, natürlich in Form von dicker Suppe, Schokoladenpudding und dickem Saft. Die Suppe nimmt sie inzwischen komplett zu sich, Saft und Pudding schmecken ihr überhaupt nicht. Den Milchshake von McDonalds, den ich jeden Tag hole, hat sie heute schon relativ schnell ausgetrunken. Es sind also überall aus meiner Sicht kleine Verbesserungen sichtbar. Sie war dann allerdings nach all den Aktivitäten sichtbar müde geworden und hat sich wieder ins Bett gelegt. Sie ist halt doch noch ziemlich schwach. Ich weiss nicht, wie lange es noch dauern wird, bis sie die ärztliche Freigabe für den Flug erhält.

Ich bin dann kurz was essen gegangen und habe noch einiges aus dem Hotel geholt. Gegen 14 Uhr 30 war ich wieder bei Elke. Abwechselnd folgte dann immer ein bisschen schlafen und sich mit mir unterhalten. Sie hat auch einige Späße gemacht und sich an vieles aus fernen und ganz naher Vergangenheit erinnert. Sie hat sogar von der jetzigen Reise geschwärmt und das wir wenigstens etwas von Kanada gesehen haben. Dass zeigt mir, das ihr Gehirn topfit ist.

Zwischenzeitlich wurde wieder mal der Blutdruck gemessen, der so gute Werte wie schon lange nicht zeigt. Ich habe mal spaßeshalber meinen Blutdruck messen lassen. Mit 138/90 lag er schlechter als bei Elke, sonst war meiner immer besser wie ihrer. Ich nehme an, dass zeigt noch immer meine innere Anspannung. Eine Schwester erzählte uns, dann dass sie etwas von REHA und Physiotherpie für Elke gelesen hätte. Wir sollten morgen mal den Arzt ansprechen.

Es war vielleicht auch unser Glück, das wir genau an den Spezialisten für solche Erkrankungen im Royal Inland Hospital in Kamloops geraten sind. Das haben wir dem diensthabenden Arzt in Clearwater zu verdanken. Er hat in mitten in der Nacht angerufen und um Hilfe gebeten.

Gegen 17 Uhr kam dann das Abendessen. Natürlich wieder dicke Suppe, Pudding und Saft. Die Suppe hat Elke aufgegessen. Wir haben uns dann noch eine Weile über alles mögliche unterhalten. Sie hat sich dann zum ersten Mal selber wieder die Zähne geputzt und das Gesicht und die Hände mit einem Waschlappen gesäubert.

Ich denke es ist wichtig, dass sie soviel wie möglich schon wieder selber macht, es stärkt das Selbstwertgefühl. Und was ich besonders wichtig und interessant finde, sie hat ihren linken, sehr schwachen Arm, der in den Fingern noch keine Regung zeigt, offenbar erstmal so hingenommen. Kein Klagen o.ä. zu diesem Arm. Sie macht auch die Übungen mit dem Arm, die sie machen soll ohne irgendwelche negativen Aussagen. Insgesamt finde ich spricht sie besser und deutlicher und etwas lauter, ist munterer, aber auch schnell erschöpft (kein Wunder). Sie empfindet es wenigstens als positiv, bei der ganzen Sache, das sie weiter an Körpergewicht verliert.

ich verabschiede mich wieder bis morgen

Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird bis sie wieder flugfähig ist. Als sie sie gegen 18 Uhr 30 wieder verließ, hatte ich wieder ziemlich mit mir zu kämpfen. Wenn man jemanden, der z.T. so hilflos ist und solche Probleme hat, wieder zurücklassen muss und wenn es auch nur für Stunden ist, das tut schon etwas weh. Aber sie war bisher so tapfer und hat nicht verzweifelt und sich nicht beschwert oder gejammert, das ist schon bewundernswert. Ich wünsche mir, das ich sie bald ins Flugzeug nach Deutschland setzen kann.

einsames Abendessen

Ich habe dann bei Pizza-Hut eine Kleinigkeit gegessen, es schmeckt alles nicht so richtig in dieser Situation. Anschließend fuhr ich noch in einen Supermarkt um mir eine Zahnbürste und Zahncreme zu kaufen. Ich hatte Elke sowohl die Zahnpaste als auch den gemeinsamen Griff unserer Zahnbürsten mitgenommen.

viele Gedanken gehen mir durch den Kopf

Jetzt bin ich wieder im Hotel, schreibe mir alles von der Seele und schaue fern. Das lenkt etwas ab von den vielen Gedanken, die immer wieder aufkommen. Wie kommen wir nach Hause, wie geht es weiter, bleiben wir auf hohen Kosten sitzen, wie lange geht Elke zur REHA usw.

Gleichzeitig muss ich mich ja auch um die Beerdigung meiner Mutter kümmern, die nur Stunden vor unserer Abreise verstorben ist. Das Zimmer im Seniorenheim muss geräumt werden und alle Behördengänge sind fällig, sofern noch nicht das Heim sich um einiges gekümmert hat.

In Deutschland beginnt dann vielleicht auch noch der Streit um die nicht gedeckten Kosten des Schlaganfalls usw. Es bleibt vom Urlaubsgefühl eigentlich nichts mehr übrig, außer die gemeinsamen Erinnerungen an die paar schönen Tage, die wir wenigstens hatten.

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Unterkunft : Sandman Inn
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