Elke im Krankenhaus
04.09.2005
Balken

Das Frühstück ist heute, wie auch in den letzten Tagen recht mager ausgefallen, aber es schmeckt einfach nicht so richtig, wenn eine geliebte Person mit ihren Problemen im Krankenhaus fern der Heimat mit einer fremden Sprache liegt. Ich bin zwar den ganzen Tag bei ihr, trotzdem gibt es Stunden, in denen sie alleine zu Recht kommen muss.

einige Gedanken zur Situation

Und ich bin immer wieder erstaunt, wie gut das geht. Plötzlich, unter dem Druck sprechen zu müssen, geht vieles einfacher und besser als ich es mir bei ihr je vorgestellt hatte. Und ich glaube, sie lernt dabei auch viel an Englisch und sammelt Erfahrungen im Umgang mit der Sprache und gewinnt an Selbstsicherheit. Heute hat sie mir z.b. erzählt dass sie sich mit jemanden über einiges unterhalten hat. Finde ich ganz toll.

Als ich heute früh bei Ihr erschien, saß sie bereits im Stuhl und wartete. Wir haben uns dann ein bisschen unterhalten, wobei ich das Gefühl hatte, dass sie immer mehr an Sicherheit beim Sprechen gewinnt. Die Sätze werden auch umfangreicher und die Dauer der Gespräche verlängert sich. Alles sehr positiv. Auch beim Essen hat sie sich den Gegebenheiten offensichtlich angepasst. Das Essen vom Löffel klappt fast zu 100 % ohne zu kleckern, was anfangs ein Problem war. Im Laufe des Vormittags kam dann die Nachricht, dass sie umziehen würde.

Elke zieht auf eine andere Station um

Wir packten ihre Sachen und ab ging es in den 5. Stock, Rehabilitationszentrum. Ich finde es gut, dass sie hiermit schon jetzt anfangen und in Deutschland alles nahtlos weitergehen kann. So geht keine wertvolle Zeit verloren. Elke ist schon ganz "wild" auf die Übungen. Logisch, damit verbunden ist ja die schnellere Entlassung wenn sie gute Fortschritte ihrer körperlichen "Power" macht. Natürlich flossen auch heute ein paar Tränen.

Immer wieder kamen die Fragen: was habe ich falsch gemacht und wie hätte ich das vermeiden können. Auch Dr. Collier, der sie betreuende Arzt hat ihr nochmals ausdrücklich gesagt, dass sie weder Schuld daran hat noch hätte im Vorfeld irgend etwas anders machen müssen als sie es getan hat. Es ist einfach so passiert. Außerdem meinte er nochmals, nachdem jetzt Tag 5 nach dem Schlaganfall vorbei ist, dass es jetzt aufwärts geht. Der Körper braucht die ersten 5 Tage zur eigenen Regeneration und Stabilisierung. Danach zeigt sich auch nach außen die Besserung. Das alles hat sich doch recht positiv auf Elkes Stimmung ausgewirkt.

Termin des Rückflugs wird frühestens Dienstag geklärt

Meine Frage, wie lange es noch dauern würde bis wir losfliegen können, konnte er natürlich nicht abschließend beantworten. Er sagte nur, wir werden sehen wie die ersten Anwendungen ab Dienstag bei ihr ansprechen.

Auf der neuen Station liegt sie jetzt allerdings in einem 4-Bett-Zimmer, da nichts anderes frei ist. Sie meint, das geht schon, mal sehen. Das Mittagessen nehmen alle Patienten gemeinsam in einem großen Raum ein, so das auch jeder sieht, das es noch mehr Leute als nur einen selber getroffen hat. Da fand Elke auch sehr "beruhigend".

Während des Mittagessens habe ich noch Elkes beste Freundin Gitti über den Stand der Dinge informiert. Sie war froh von den Fortschritten zu hören. Anschließend legte sich Elke ein bisschen hin zum Schlafen.

ich wasche meine Wäsche im Waschsalon

Ich fuhr inzwischen in einen Waschsalon, wo man für 1 CAN$ 75 eine ganze Trommel Wäsche waschen kann. Nach 25 Minuten war diese bereits fertig und da nicht alle Teile in den Trockner durften, habe ich diese malerisch in meinem Zimmer aufgehangen. Sie trocknen hier sehr schnell (Erfahrung vom ersten Aufenthalt hier). Während ich als Mittagessen 2 Kekse verspeiste, packte ich für Elke dann auf Anraten der Schwestern einige persönliche Kleidungsstücke ein, da auf dieser Station niemand mehr in "Anstaltskleidung" rumlaufen muss.

Elke bekommt ihre gewohnte Kleidung und Schuhe

Sie fühlte sich gleich viel wohler in ihren Klamotten, nachdem sich sich umgezogen hatte. Kaum hatte sie ihre Wanderschuhe an (wegen des guten Halts und der griffigen Sohle), liefen wir eine Strecke, die sie die ganzen Tage zuvor noch nicht zurückgelegt hatte. Ich war hoch erfreut und auch Elke strahlte übers ganze Gesicht.

Anschließend wollten wir gerade mit ihrem Rollstuhl noch vors Hospital fahren und ein wenig frische Luft schnuppern, als wir gestoppt wurden. Offensichtlich hatte Dr. Collier die Vermutung, dass in einem Bein von Elke das Blut nicht so richtig zirkuliert wie in dem Anderen. So wurden beide Füße mit einem speziellen Gerät abgehört. Man hört hierbei Töne, die sich wie Herzschlag anhörten. Und ich fand es hörte sich auf beiden Beinen gleich gut an.

Dann fuhren wir doch noch nach unten. Ich fand schon dass alleine ihre eigenen Sachen, die frische Luft und der Spaziergang ihr wieder weiteren Auftrieb gegeben. Wir saßen noch eine Weile an einem Fenster und sahen uns etwas die verregnete Stadt an (nur 18 Grad und immer wieder Schauer).

Gegen 17 Uhr gab es Abendessen im gemeinsamen Kreis. Auch hier kommt es immer wieder zu kurzen Gesprächen zwischen Elke und dem Personal und sie gibt immer ihr Bestes um die Fragen auch gut zu beantworten. Ganz toll.

Ich bewundere sie sowieso wie tapfer sie zumindestens nach außen hin ist. Wie es in ihr drinnen aussieht, kann man nur schwer abschätzen. Aber ich glaube auch dort überwiegt inzwischen das Positive. Wir sind danach nochmals eine ganze Runde um die Station herum gelaufen, wovon wir beide ganz angetan waren. Elke hatte sich selbst nicht zugetraut schon soviel laufen zu können.

Gegen 18 Uhr 30 hat sie sich dann auf ihr Bett gelegt um noch einige Seiten in der Biographie von Mario Adorf zu lesen. Ich habe mich wieder von Ihr verabschiedet, hatte jedoch heute zum ersten Mal ein ganz gutes Gefühl im Magen.

Ich bin anschließend zu Wendy`s gefahren, wo es noch "Old Fashioned Burger" geben soll. Mir hat dieser tatsächlich besser als bei McDonalds oder Burger King geschmeckt. Außerdem gab's für weniger Geld die gleiche Menge wie beiden den Konkurrenten.

ich bringe meine Gedanken wieder "zu Papier"

Nun sitze ich wieder vor meinem Reisetagebuch, klimpere meine Gedanken hinein und im Fernsehen läuft einer der Star Wars Filme. Morgen ist hier noch Feiertag, da wird im Krankenhaus nichts passieren. Aber wir wollen beide wieder mindestens 2 Spaziergänge und eine Rollstuhlausfahrt machen.

ich habe ein neues Zimmer

Mein Umzug in ein größeres Zimmer (zum gleichen Preis) hat übrigens vorzüglich geklappt. Als ich gegen 13 Uhr 45 mit der feuchten Wäsche zurückkam, konnte ich gleich ins neue Zimmer und mein Gepäck war auch schon da.

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Unterkunft : Sandman Inn
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