Nebelwanderung zum Pico Ruivo, dem höchsten Berg Madeiras
19.08.2012
Balken

ein weiterer Marmeladentest

Unser erster Blick morgens geht jetzt immer gen Himmel zum Wetter. Danach richtet sich hier auf Madeira viel; in welche Richtung kann man fahren und ist dort gutes Wetter wahrscheinlich. Viele blaue Stellen am Himmel lassen uns auf einen netten Tag hoffen. Zunächst aber genießen wir das Frühstück wieder im Freien und bei angenehmen 20 Grad. Heute teste ich "Lemon Curd". Diese Konfitüre schmeckt, wie schon die beiden vorherigen, ausgezeichnet. Ich hätte nie gedacht, dass mir diese Konfitüren so gut schmecken würde. Auf dem Frühstücksbüffet werden übrigens gesalzene und ungesalzene Butter sowie Margarine angeboten und die Croissants sind selbst hergestellt Ob die Brötchen hausgemacht sind, wissen wir noch nicht.

Vorbereitungen zum Tagesprogramm

Nachdem Frühstück folgt der übliche Gang zur Rezeption. Britta hat heute ihren freien Tag, aber auch die Vertretung Anne ist sehr nett und hilft uns bei der Tagesplanung. Sowohl auf dem Pico do Arieiro wie auch in Santana ist alles wolkenfrei. Das bedeutet für uns, wir fahren zum Pico Ruivo (port. "rote Spitze"), der auf der Santana-Seite liegt, also wahrscheinlich gute Aussichten bietet. Er ist mit 1861 m der höchste Gipfel Madeiras. Wir packen alle Sachen zusammen und starten kurz nach 10 Uhr Richtung Funchal. Über die Autobahn kommen wir schnell voran und in den Bergen sind einige aber nicht viele Wolken zu sehen.

Fahrt über Santana zum Pico Ruivo

Wir passieren Machico und erreichen bald darauf Santana. Über die ER218 fahren wir bergauf. Aber schon hier unten ist der Himmel relativ stark bewölkt. Vielleicht sind wir 1000m höher dann schon durch die Wolken durch und haben freie Sicht. Das Auto klettert, teilweise nur im 2.Gang die steile Straße empor. Viele Kehren sind zu überwinden und wir sind immer noch in den Wolken. Dann erreichen wir den Parkplatz an der Achada do Teixeira. Nur relativ wenige Autos stehen hier oben und wir ahnen nichts Gutes. Die durchziehenden Wolken lassen uns noch ab und zu den blauen Himmel sehen, aber nur selten die umliegende Landschaft. Mal sehen, wie sich die Sicht entwickelt.

Die Wanderung steht unter keinem guten Stern

schon beim Start der Wanderung sieht das Wetter nicht besonders gut aus

schon beim Start der Wanderung sieht das Wetter nicht besonders gut aus

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Trotz der Wetterverhältnisse machen uns auf den Weg zum Gipfel. Wenn wir schon mal hier sind, wollen wir uns den höchsten Punkt Madeiras nicht entgehen lassen. Wegen der dichten Wolken unterlassen wir den Abstecher zum Felsen Homem em Pé (der stehende Mensch). Zunächst steigt der gut begehbare Pfad langsam an. Erstaunlich viele Pflanzen und niedere Büsche stehen am Wegesrand und an den Abhängen. Für einen Augenblick reißt plötzlich die Wolkendecke wieder auf und wir sehen die Radarstation und den Gipfel des Pico do Arieiro. Schnell ein Foto geschossen und schon ist alles wieder in Wolken gehüllt. Bei etwa 18 Grad, aber einer relativ hohen Luftfeuchtigkeit geraten wir auf dem weiteren Weg sogar leicht ins Schwitzen. Bis zum Gipfel sollen es 2,8 km sein und etwa 200 Höhenmeter sind zu erklimmen.

Der Weg geht zunächst über einen breiten Grat und dann weiter rechter Hand an einem Berghang entlang. Er ist breit, gut ausgebaut und problemlos zu begehen. Zunächst geht es ständig bergauf. Später folgen immer wieder kurze Passagen in denen es abwärts geht und man dann wieder über Stufen bergan kraxelt. Die Wolkenlücken mit guter Aussicht werden immer seltener. Uns begegnen etliche Wanderer, die alle übereinstimmend keine Aussicht vom Gipfel hatten, schade.

durchziehende Wolken lassen diese eigenartige Stimmung entstehen

durchziehende Wolken lassen diese eigenartige Stimmung entstehen

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Aber die durchziehenden Wolken verschaffen der Landschaft eine ganz eigene Faszination. Schemenhaft sind alte knorrige und abgebrannte Bäume oder auch einzelne hohe Bäume zu erkennen. Es sieht manchmal doch schon etwas gespenstisch aus.

Wir erreichen den Gipfel, Sicht gleich Null

Etwa 400 m vor dem Gipfel treffen wir plötzlich auf eine Berghütte von 1939. Es ist die Schutzhütte Casa de Abrigo do Pico Ruivo, in der man wohl früher übernachten konnte. Heute dient sie nur noch dem Verkauf von Getränken und Touristenschnickschnack. Ab hier beginnt der Gipfelanstieg. Überwiegend über Stufen, die sehr unterschiedlich hoch sind (für Zwerge und Riesen), klettern wir weiter bergauf. Ab und zu reißt die Wolkendecke tatsächlich für kurze Augenblicke auf, so dass wir zumindest die nähere Umgebung erkennen können. Der Weg selber ist problemlos zu erkennen, so dicht sind die Wolken nicht. Allerdings beträgt die Sichtweite manchmal schon weniger wie 100 m. Die Höhe, wir sind jetzt bei etwa 1750 m merkt man als Flachländern schon etwas, aber trotzdem gehen wir bis auf den Gipfel. Selbst Elke, die besonders mit den hohen Stufen zu kämpfen hat, hält wacker durch und so stehen wir nach hart erkämpften 2,8 km schließlich auf dem Gipfel des Pico Ruivo.

der "phantastische" Gipfelblick, die Sicht ist fast gleich Null

der "phantastische" Gipfelblick, die Sicht ist fast gleich Null

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Nur schemenhaft können wir naheliegende Felsen erkennen. Ein oder zwei Fotos und einige Videofilmsekunden, das reicht, mehr ist auch nicht zu sehen. Dann steigen wir wieder die 400 m (Strecke, nicht Höhe) zur Berghütte hinunter und legen ein Picknick ein. Hätten wir heute schönes Wetter gehabt, dann wäre dieser Weg wahrscheinlich etwas anstrengend gewesen. Er hätte die ganze Zeit in der prallen Sonne gelegen, ganz schön schweißtreibend. Immer wieder faszinieren uns die durchziehenden Wolken, die eine gespenstische Atmosphäre erzeugen. Wo eben noch ein stattlicher Baum stand ist in der nächsten Sekunde nichts mehr zu sehen oder es taucht an anderer Stelle ein alter, abgebrannter knorriger Baum auf. Nachdem wir uns ein bisschen mit Keksen gestärkt und auch unseren Flüssigkeitshaushalt wieder aufgefüllt haben geht es zurück zum Parkplatz.

der Abstieg endet im Regen

auch auf dem Weg abwärts sind wir von der in Nebel gehüllten Landschaft fasziniert

auch auf dem Weg abwärts sind wir von der in Nebel gehüllten Landschaft fasziniert

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Inzwischen hat ganz leichter Nieselregen eingesetzt, der aber noch zu ertragen ist. Allerdings muss man ein bisschen mehr aufpassen wo man hin tritt, Steine können ganz schön rutschig werden. Die Wolken werden immer dichter und die "Aussicht auf Aussicht" ist jetzt gleich Null. Dafür sieht man plötzlich Dinge, auf die man vorher nicht geachtet hat. Sehr viele kleine Spinnennetze hängen in den Pflanzen und jedes sieht anders aus, jetzt gut sichtbar durch die Regentropfen. Auch die vielen unterschiedlichen Gesteinsarten, die am Wegesrand aufgeschichtet wurden sind sehr interessant.

Trotz des Nieselregens bleiben wir immer wieder stehen und schießen das eine oder andere Foto. Auch solch eine Wetterlage hat seine Reize. Die vielen Wassertropfen, die jetzt in den Pflanzen hängen, ergeben ebenfalls schöne Fotomotive. Auch kommt die Wetterlage meiner Nase zu Gute. Am ersten Tag hatte ich mich vergessen einzuschmieren und auf dem Pico do Arieiro hatte sich meine Nase ganz schön rot gefärbt, zum Glück kein ausgeprägter Sonnenbrand. Inzwischen sind von irgendwo her, man kann es jetzt sehr schlecht lokalisieren, Motorengräusche zu hören. Also kann es bis zum Parkplatz nicht mehr weit sein. Die Sichtweite beträgt teilweise nur noch etwa 10-50 m.

Ganz plötzlich, der Parkplatz ist auch schon in Sichtweite, verstärkt sich der Regen. Elke, die ein ganzes Stück hinter mir läuft, bleibt bei ihrem Tempo, während ich mich schnellen Schrittes zum Auto begebe um mich und die Videokamera ins Trockene zu bringen. Elke folgt einige Augenblicke später nach. Wir wechseln noch unsere Wanderschuhe gegen bequeme Sandalen und begeben uns dann auf den Rückweg. Zum Glück sind wir nur etwas nass geworden, aber es reicht.

auf der Rückfahrt scheint wieder die Sonne

Unsere noch geplante Wanderung entlang der Levada do Caldeirão Verde von Pico das Pedras nach Queimadas entfällt aus Zeitmangel. Wir benötigen vom Pico Ruivo bis zum Hotel rund 90 Minuten. Während der gesamten Abfahrt und auch noch ein Stück hinter Santana ist der Himmel wolkenverhangen. Später entdecken wir zwischen Santana und Machico dann die ersten blauen Löcher am Himmel und ab dem Flughafen herrscht während der restlichen Fahrt strahlend blauer Himmel, was für ein Unterschied. Auf der VR1 kommen wir gut voran und legen bei Ponta Do Sol an einer Tankstelle am Kreisverkehr am Ende des Tunnels Richtung Calheta einen kurzen Stopp ein.

Dinner und Abendprogramm

Uns sind die Getränke ausgegangen und die Supermärkte haben am Sonntag sehr wahrscheinlich geschlossen. Die Tankstelle ist gut sortiert und neben 2 Eis nehmen wir uns auch einen Poncha, einen lokalen Schnaps mit der aus Honig, Zitronensaft und Zuckerrohrschnaps hergestellt wird. Dann aber fahren wir direkt ohne Zwischenstopp zum Hotel. Gegen 17 Uhr 40 sind wir wieder zurück. Was für ein Tag. Eigentlich nicht so wie wir ihn uns vorgestellt hatten, aber trotzdem sehr interessant. Wir duschen beide noch und gehen dann zum Abendessen ins hauseigene Restaurant.

Leider ist heute auf der Terrasse nicht eingedeckt, vielleicht erwarten sie etwas Regen. Wir suchen uns einen schönen Tisch am Fenster aus und sind auf unser Abendessen gespannt. Heute bestellen wir uns zum Abendessen eine Putenbrust in Olivenöl und Zitronensaft mariniert, serviert mit Joghurtsauce mit orientalischen Gewürzen. Dazu noch ein Glas Rotwein (Hauswein). Das Putenfilet schmeckt sehr gut und auch die Soße ist ausgezeichnet.

Später verschicke ich noch Mails mit Bildern an die Daheimgebliebenen und auch der Tagesbericht schreibt sich nicht von alleine. Wir trinken jeder noch ein Gläschen von unserem im Supermarkt erstandenen Roséwein und genießend die Geräusche der Umgebung. Eine Frau irgendwo in der Nachbarschaft singt lauthals vor sich her, später blöcken noch einige Kühe und jetzt, in der späten Dämmerung, sind etliche Vögel zu hören. Auch wenn der Tag nicht so gelaufen ist wie geplant, war es trotzdem ein interessanter Tag. Wir haben mal eine ganz andere Seite von Madeira kennen gelernt.

Balken die heutige Tour im Rother Wanderführer :
Tour 30, über die Achada do Teixeira auf den Pico Ruivo, komplett

Balken
Wetter : morgens teilweise blauer Himmel, später auf der Nordseite zunehmend dichte Wolken mit Nieselregen und Regen, nachmittags auf der Südseite wieder sehr sonnig und warm, morgens 20 Grad, unterwegs bis zu 27 Grad, auf dem Pico 18 Grad
Unterkunft : Hotel Atrio ÜF
Fahrtkilometer : 167
Wanderkilometer : 6
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