Polperro, Eden Project und Fowey

Mietwagen unter Wasser ???
In der letzten Nacht hat es etappenweise heftig geregnet. Als ich heute früh aufstehe, wundere ich mich, dass ich von unserem Zimmer aus so gut durch die linke Scheibe (Beifahrerseite) in unseren Mietwagen sehen kann. Das Auto steht auf dem Parkplatz genau vor unserem Fenster. Da schwant mir schon Böses. Unmittelbar nach dem Duschen gehe ich runter zum Auto. Mit großem Schrecken muss ich feststellen, dass tatsächlich die linke Seitenscheibe des Autos offen ist. Mir rutscht das Herz in die Hose. Das hätte eine Katastrophe werden können. Aber wir haben Riesenglück im Unglück. Der Regen ist, wegen der kräftigen Winde, hauptsächlich an die andere Seite gegen das Auto geprasselt.
Daher ist nur wenig Wasser in den Wagen eingedrungen. Es steht kein Wasser im Fußraum, von den Ledersitzen ist das Wasser abgeperlt und lediglich das Türinnere ist etwas feucht. Ich hatte mich schon mit diversen Handtüchern vom Hotel bewaffnet, brauche aber nur einige wenige Stellen trockenlegen. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Noch mal so ein großes Problem (nach der Reifenpanne) hätte ich nicht "verkraftet". Ich sehe mir alles noch mal ganz genau an, aber es bleibt dabei. Wir hatten einen Schutzengel und Riesenglück mit der Windrichtung. Der Wagen springt auch an und die Elektrik und Elektronik, soweit ich sie testen kann, funktioniert ohne Probleme.
wir fahren nach Polperro
Nach diesen Schreck, ich berichte Karin und Peter sofort davon, gehen wir frühstücken. Wir besprechen dabei auch den heutigen Tag. Lt. Karins Wetterberichten soll es vormittags in Polperro (Ostküste Cornwall) bis 11 Uhr trocken sein. Also entscheiden wir uns zunächst dorthin zu fahren. Auf dem Weg nach Polperro tanken wir unser Auto wieder voll. Vor dem Ort, der selber in einem relativ schmalen Tal zum Meer hin liegt, befindet sich ein großer Parkplatz. Die Einfahrt in den Ort ist für Besucher verboten. Wir sind jetzt ca. 1 Km vom Hafen entfernt. Mit einem kleinen Elektrobus fahren wir zum Town Center. Fahrtkosten pro Person: 2 GBP Hin und Zurück. Der Bus stoppt auf einem kleinen Parkplatz im Ort, ca. 400 m vom Hafen entfernt. Wir hatten gehofft, dass er direkt zum Hafen fahren würde. Aber gut, laufen wir den Rest.

POLPERRO - der Hafen von Polperro, heute spielt das Wetter nicht ganz so mit wie erhofft
Der Ort erinnert mich sehr an die "Cinque Terre" in Italien. Alle Häuser gruppieren sich um die Hauptstraße bzw. liegen an den Hängen der Berge rechts und links. Erst weiter unten am Hafen öffnet sich das Tal. Bei Sonnenschein bummeln wir durch den netten Ort mit schönen, alten Fischerhäusern Richtung Hafen. Noch hält sich die Zahl der Touristen in Grenzen. Der erste Blick in den kleinen Hafen zeigt ein lustiges Bild. Es herrscht gerade Ebbe (Tidenhub 3,5 m), alle Boot liegen auf dem Trockenen und mehrere Autos und ein Bagger fahren im Hafenbecken herum. Lediglich der kleine Fluß Pol führt etwas Wasser und fließt durch den Hafen ins Meer. Inzwischen hat sich das Wetter geändert und ab und zu regnet es, schade. Von einem etwas höher gelegenen Punkt hinter dem Hafen haben wir einen guten Überblick zurück auf den Ort und den Hafen. Leider regnet es auch hier. Am Hafen entdecken wir noch eine, kleine, alte Brücke. Dahinter steht ein Haus teilweise auf Stelzen über dem kleinen Fluß Pol. Diese kleine Ort (ca. 1100 Einwohner) besitzt 7 Pubs und mehrere Restaurants, erstaunlich.
unser Versuch das Eden Project zu besuchen
Auf dem Rückweg sind Elke und Karin auf dem Shopping-Trip. Einige Läden werden abgeklappert und beide werden auch fündig. Da das Wetter leider nicht besser wird, es regnet immer wieder, machen wir uns auf den Rückweg. Der kleine rote Bus bringt uns zurück zum Parkplatz, wo wir in unser Auto wechseln. Als Alternativprogramm, falls es dauerhaft regnen sollte, haben wir uns das Eden Project ausgesucht. Das Eden Project ist ein so eine Art riesiger botanischer Garten, der teilweise im Freien, aber auch in 2 Gewächshäuser, die aus je 4 miteinander verbundenen Kuppeln besteht, angelegt wurde. Eigentlich hatten wir heute vor (bei gutem Wetter) zu den Lost Gardens of Heligan zu fahren. Er ist einer der bekanntesten Gärten in England und besteht aus etlichen verschiedenen Gartenanlagen, die man besuchen kann. Leider spielt das Wetter nicht mit.
Noch bevor wir die Alternative Eden Project überhaupt sehen, stehen wir schon im Stau. Wir wissen nicht, ob so viele Leute dorthin wollen, ob ein Unfall passiert ist oder es sich um eine Baustelle handelt. Nachdem wir in einer Stunde nur ca. 3 Km vorwärts gekommen sind, brechen wir den Versuch ab. Die Leute hatten scheinbar alle die gleiche Idee wie wir und wollen bei dem schlechten Wetter ins Eden Project. Wir drehen an der nächstmöglichen Stelle um und fahren jetzt nach Fowey. Diesen Ort wollten wir heute sowieso noch besuchen.
Fahrt nach Fowey
Das Wetter soll am Nachmittag auch etwas besser werden. Die Fahrt bis nach Fowey dauert nicht sehr lange. Auf einem Parkplatz oberhalb der Stadt, dem "Main Car Park", finden wir ohne Probleme einen Platz. Von hier aus geht es über Stufen und asphaltierte Wege teilweise steil bergab und 10 Min. später sind wir im Ort. Als erstes suchen wir uns im Ort ein Plätzchen, wo wir etwas essen können. Wir landen erneut, wie schon in Bourton-on-the-Water, in einem Laden der Kette "The Cornish Bakery". Hier gibt es leckere Pasty, Scones und vieles mehr.
Wir haben Glück und finden im ersten Stock direkt am Fenster noch 4 Plätze. Wir müssen zwar unser Tablet in den 1.Stock balancieren, dafür haben wir aber ein sonniges Plätzchen mit schönem Ausblick. Ja, die Sonne läßt sich wieder blicken. Ich gönne mir ein Pasty, Karin, Elke und Peter vernaschen jeweils ein Scone mit Clotted Cream und Erdbeermarmelade. Von hier oben sehen wir auch, dass bis genau hierher ein Shuttle Bus vom Main Car Park fährt. Kosten : 1,50 GBP pro Weg. Wer also zu faul zum Laufen ist oder nicht laufen kann, nimmt einfach den Bus.
Bummel durch den Ort
Nach dem kleinen Imbiss bummeln wir durch Fowey zum Town Quay. An diesem Ort wurden früher die Waren entladen, bzw. die Schiffe beladen und im Mittelalter gab es hier ein Büro, welches Steuern erhoben und Seestreitigkeiten geregelt hat. Das Rathaus welches hier steht wurde 1785 erbaut und Teile des Zunfthauses aus dem 15. Jahrhundert wurden mit eingebaut. Von hier aus kann man gut sehen, wie sich der Ort sich an den steil abfallenden Hügeln entlang des Westufers des River Fowey bis zu dessen Mündung in den Ärmelkanal erstreckt. Daher besitzt Fowey auch keinen Hafen im klassischen Sinn, so wie man ihn z.B. von Polperro kennt. Dafür bildet die Flussmündung einen geschützten natürlichen Tiefwasserhafen, der unter allen Wetter- und Gezeitenbedingungen zugänglich ist. Vom Town Quay aus kann man den Fluss, das gegenüberliegende Ufer mit dem Ort Polruan und sogar den Ärmelkanal sehen.

FOWEY - der Hafen von Fowey liegt in der Mündung des Fowey River, ein geschützter Tiefwasserhafen
Von hier aus bummeln wir durch die Gassen des beliebten Ausflugs- und Urlaubsortes Richtung der St. Fimbarrus Church . Von fast überall in Fowey sieht man immer wieder Teile eines Gebäudes, das fast wie ein Castle aussieht. Es ist das burgartige Herrenhaus "Place House" aus dem 13. Jhdt. Seit Anfang an befindet sich das Place House im Besitz der Familie Treffry, die es auch heute noch besitzt und hier auch wohnt. Daher ist das Gebäude für Besucher nicht zugänglich. Wir gehen weiter zur Kirche.
Von der alten St. Fimbarrus Kirche von 1150 sind nur noch Teile der Grundmauern vorhanden. Nach mehreren Piratenüberfällen wurde die heutige Kirche 1460 in vielen Bereichen neu aufgebaut. Die Kirche wirkt durch große Fenster und weiße Anstriche relativ hell. Der Taufstein der Kirche stammt noch aus dem Vorgängerbau aus dem 12. Jhdt. Die sechseckige hölzerne Kanzel stammt von 1601, angeblich soll sie aus dem Holz einer Kapitänskajüte einer spanischen Galeone gefertigt worden sein. An den Wänden befinden sich mehrere Grabdenkmäler aus dem 17. bis 19. Jahrhundert und im Boden sind vier Grabplatten aus dem 16. Jahrhundert eingelassen. Wir bummeln noch ein bisschen durch die Kirche und verlassen sie dann wieder. Es regnet schon wieder.
Auf der Fore Street schlendern wir weiter durch den Ort. An einer Hauswand entdecken wir ein Barometer (1871). Etwa 200 dieser Barometer wurden von Admiral Robert Fitzroy ab 1854 entlang der Küste installiert. Ausgewählte Personen meldeten die Daten täglich per Telegraph nach London. Fitzroy legte mit seinen Wettervorhersagen, die eine Genauigkeit von 75 % erreichten, die Grundlagen für die moderne Meteorologie. Wir bummeln weiter. Als wir bei einem Outdoorladen vorbeikommen, biegt Elke sofort in den Laden ab. Es ist nicht zu glauben, genau hier findet sie ein Paar Sandalen, die sie schon lange gesucht hat. Inzwischen sind auch Karin und Peter im Laden gelandet und werden ebenfalls fündig.
Und alles im Schlussverkauf, super. Wir kommen an einigen schönen Häusern vorbei und biegen später rechts ab auf den Albert Quay, eine Pier. Von hier aus hat man nochmal einen schönen Blick auf die Küste. Dann bummeln wir langsam zurück zum Auto. Während der Zeit in Fowey habe ich mal die Regenhüte von Karin und Peter ausprobiert. Bei leichtem Wind fliegt meine Kapuze der Regenjacke immer wieder vom Kopf, was sehr unangenehm ist. So ein Regenhut scheint, nach einigem Ausprobieren, eine wesentlich bessere Alternative zu sein.
Abendessen im Jamaica Inn
Von Fowey aus fahren wir direkt zum Abendessen ins Jamaica Inn. Unterwegs regnet es heftig. Im Jamaica Inn hat es uns so gut gefallen, dass wir beschlossen haben, die restlichen Abende, sofern möglich, hier essen zu gehen. Heute finden wir noch Plätze direkt in dem Bereich, wo sich die Bar mit dem Tresen befindet. Das Essen ist lecker und auch der Cider schmeckt hervorragend. Wir fotografieren noch einige Ecken des Jamaica Inn bevor wir wieder Richtung Bodmin fahren. Auch heute Abend lassen wir den Tag wieder an der Bar des Hotels ausklingen. Leider wurde der Tag durch viel Regen dominiert, aber trotzdem haben wir mit Polperro und Fowey 2 weitere nette Orte in Cornwall kennengelernt. Diese Rundreise ist einfach super. Wir haben so viele verschiedene Stellen gesehen. Archäologische Ausgrabungen, nette Hafenstädtchen, wunderschöne Landschaften und vieles mehr. Mal sehen was wir in den letzten Tagen noch zu sehen bekommen.
Wetter | : | viel Regen, ab und zu Sonne, 16 Grad |
Kilometer Auto | : | 112 |
Kilometer Fuß | : | 1 + 3 |
Unterkunft | : | Westberry Hotel - Bodmin |