mit dem Zug von Coonoor nach Mettupalayam / mit dem Bus nach Pollachi
14.03.2019

kühler Morgen und "karges Frühstück"

Auch in der letzten Nacht haben wir wieder sehr gut geschlafen. Heute früh liegt die Temperatur bei nur 13 Grad, da merkt man doch etwas die Höhenlage. Das Buffet im Restaurant ist etwas enttäuschend. Es gibt zwar einiges wie Toast, Marmelade und Omelett. Der Kaffee ist etwas dünn und auch der Rest begeistert uns nicht so sehr, aber wir werden satt. Wir bezahlen noch unsere Getränke von gestern Abend und verlassen das Hotel gegen 9 Uhr.

Unser erster Weg führt uns in die Stadt. Ooty wurde im frühen 19.Jhdt. von den Engländern entdeckt, die es klimatisch als sehr angenehm empfanden. Sie bauten die Stadt im erheblichen Umfang aus (künstlicher See, Kirchen und Steinhäuser) und entwickelten auch das landwirtschaftliche Potenzial der Gegend weiter. Durch die Nilgiri Mountain Railway wurde die Gegend von den Engländern an das restliche indische Eisenbahnnetzt angeschlossen.

Jain-Tempel, Wochenmarkt und eine katholische Kirche

der Shree Vijayshantishwar Jagathguru Jain Tempel im Zentrum von Ooty

Wir besichtigen zunächst den Shree Vijayshantishwar Jagathguru Jain Mandir Jain Tempel im Zentrum von Ooty. Dieser aus blendend weißem Marmor erstellte Tempel beeindruckt uns besonders durch umfangreiche Verzierungen im Inneren des Tempels. Wir können uns überall im relativ kleinen Tempel umsehen und fotografieren. Die Handwerker haben in diesem Tempel ganze Arbeit geleistet, denn kaum eine Fläche besitzt keine Verzierungen. Auch viele Figuren und Plastiken wurden geschaffen. Sehr beeindruckend !!. Im Zentrum des Tempels steht eine Tirthankara-Statue. Tirthankaras sind die geistigen Führer des Jainismus.

die indisch-anglikanische St.	Stephens Kirche in Ooty von 1830 Anschließend besuchen wir den nahe gelegenen Wochenmarkt (Ooty Main Market). Hier gibt es alles, was der Inder für sein tägliches Leben im Bereich Nahrung benötigt. Sehr interessant sind die großen braunen Knollen (siehe Bild rechts). Es handelt sich hierbei um Elefanten-Yam (Amorphophallus paeoniifolius), die sowohl als Lebensmittel wie auch in der Medizin eingesetzt wird. So viele interessante und unbekannte Sorten von Obst und Gemüse, vieles aber auch, was wir von zuhause kennen. Auf Grund des Klimas in dieser Höhe wachsen hier uns vertraute Obst- und Gemüsesorten.

die indisch-anglikanische St.	Stephens Kirche in Ooty von 1830

Nach einer kurzen Busfahrt besuchen wir die indisch-anglikanische St. Stephens Kirche in Ooty von 1830. Eine der ersten kolonialen und ältesten Kirchen in dieser Gegend mit einer sehr schönen Innenausstattung. Das Holz für das geschwungene Teakdach soll aus dem Palast Tipu Sultans aus Srirangapatnam stammen. In der Kirche erzählt uns Chris einiges zur Entstehung und Entwicklung der christlichen Kirche in Südindien.

wir besuchen den botanischen Garten

interessant geformte Bäume im botanischen Garten von Ooty

Von hier aus geht es zu einer kurzen Toilettenpause und dann weiter zum „ Government Botanical Garden“ in Ooty. Während wir durch den botanischen Garten bummeln, besorgt Chris ein Picknick für heute Mittag. Auf Grund der bevorstehenden Zugfahrt haben wir sonst keine Gelegenheit etwas zu essen. Die Foto-Erlaubnis für den bot. Garten kostet 50 Rupies. Da wir nur eine Stunde Zeit haben drehen wir mit Katrin und René eine kleine Runde und gönnen uns eine Cola für 40 Rupies. Wir finden den Garten nicht so spannend, haben aber auch nicht die Zeit, uns alles anzusehen. Auch im botanischen Garten erleben wir, dass Personen aus unserer Reisegruppe von Indern angesprochen werden. Die Inder finden es schick und sehr interessant, sich mit ausländischen Touristen fotografieren zu lassen. Dieses Verhalten werden wir während der gesamten Reise immer wieder mal erleben. Hier im botanischen Garten möchte sich gerne ein Inder zusammen mit seinem Kleinkind und mir fotografiert lassen. Das kleine Kind ist aber nicht begeistert, daraufhin wird die Aktion abgebrochen.

Fahrt nach Coonoor mit Picknick unterwegs nach oben

Zum verabredeten Zeitpunkt treffen wieder alle am Bus ein. Chris hat heute als Geschenk für jeden eine Tüte mit Schokolade dabei. Wir verlassen jetzt Ooty und fahren weiter Richtung Coonoor. Auf dem Weg dorthin passieren wir u.a. den Ort Wellington. Hier bildet die indische Armee die mittlere Führungsebenen seiner Armee aus. Neben einer Waffenfabrik der Armee fahren wir auch an einer Pharmafabrik vorbei. Noch immer befinden wir uns auf fast 2000 m Höhe. Ganz in der Nähe von Wellington, am Straßenrand, serviert uns Chris, der Busfahrer und sein Assi auf Bananenblättertellern ein Picknick. Wir bekommen 3 Sorten Reis in verschiedenen Geschmacksrichtungen, dazu so etwas wie Tzatziki und Paratha Brot. Alles schmeckt sehr lecker.

der Bahnhof von Coonoor

am Bahnhof von Coonoor beginnt unsere Eisenbahnfahrt nach Mettupalayam

Anschließend fahren wir zum Bahnhof von Coonoor. Eigentlich sollten wir ja lt. Reiseablauf von Ooty nach Coonoor mit der Bahn fahren. Daher sind wir ganz begeistert, dass wir jetzt den angeblich schönere Streckenabschnitt von Coonoor bis nach Mettupalayam befahren werden. Hier befindet sich auch der steilste Abschnitt der Strecke (1:12, 8,3‰). Ein Teil der Strecke wird per Zahnstangenantrieb bewältigt. Es ist die einzige Zahnradbahn Indiens. Sie besitzt eine Spurbreite von 1000 mm. Insgesamt werden wir auf dem 28 Km langen Teilabschnitt 1493 Höhenmeter bergab fahren. Vor der Abfahrt haben wir noch die Gelegenheit die Werkstätten der Nilgiri Mountain Railway zu besichtigen. Hier werden die Dampf- und Diesellokomotiven gewartet, die auf der Strecke zum Einsatz kommen.

Bummel über den Bahnhof / unser Waggon

diese Dampflok von 1949, inzwischen ölbefeuert, zieht uns die 28 Km bis Mettupalayam

Danach bummeln wir noch auf dem Bahnhofsgelände herum. Einige Dampfloks und Waggons stehen hier auf den Gleisen. Am Bahnhofsgebäude entdecken wir den Hinweis, dass es sich bei dieser Bahn (manchmal auch Toy Train genannt) seit 2004 um ein Weltkulturerbe handelt. Chris erzählt uns noch in welchem Waggon und auf welchen Plätzen wir sitzen werden. Um 15 Uhr läuft dann pünktlich der Zug aus Ooty kommend in den Bahnhof von Coonoor ein. Tatsächlich sind unsere gebuchten Plätze im Waggon FS1 (Plätze 31-36) frei. Dieser Waggontyp besitzt getrennte Abteile und jedes Abteil besitzt seinen eigenen Zugang.

Der Rest der Reisegruppe sitzt, zusammen mit Chris, in einem anderen Waggon (D1). Dieser Waggon besitzt einen zentralen Zugang zu den 2er-Reihen rechts und links eines Mittelgangs. In dem Waggon, in welchem wir mit Katrin und René zusammen sitzen, sind sogar 2 zusätzliche Plätze für unsere Reisegruppe gebucht. So haben wir etwas mehr Spielraum, wo wir sitzen wollen und es wird nicht eng werden. Von 8 Plätzen sind 2 durch ein indisches Paar besetzt, die restlichen 6 stehen für uns 4 zur Verfügung. So haben wir auf beiden Seiten des Waggons Fensterplätze und können bestens fotografieren.

Bevor der Zug losfährt sehen wir noch beim Rangieren der Dampflok zusehen, die sich vor den Zug setzt. Es ist die X37392, eine Dampflokomotive, die 2010 auf Ölbefeuerung umgestellt wurde und im täglichen Einsatz ist. Sie wurde 1949 durch die Schweizerische Lokokomotiv und Maschinenfabrik (SLM) gebaut.

jedes Abteil in diesem Waggon besitzt eine eigene Tür, hier gibt es nur reservierte Plätze

Pünktlich um 15 Uhr 15 setzt sich der Zug in Bewegung. Eine sehr schöne Fahrt durch eine tolle Landschaft ( Bergwälder, Teeplantagen, Schluchten, Täler) in den Nilgiri Bergen beginnt. Anfänglich ist in Fahrtrichtung die linke Seite interessanter, später dann die rechte Seite. Immer wieder ergeben sich neue Ausblicke und wir tauschen öfters die Seiten, damit jeder mal rechts und links fotografieren kann. Weite Landschaften, Berge, Flussläufe, Wasserfälle, es gibt viel zu sehen.

unsere Fahrt mit dem "Toy Train" beginnt

Kurz nach Coonoor beginnt bereits der Zahnradantrieb zu greifen. In Fahrtrichtung rechts fährt der Zug lange Zeit entlang eines tiefen Tals. Hier ergeben sich immer wieder schöne Fotomotive. Im Zug sind übrigens alle Fenster geöffnet, was bei den herrschenden Temperaturen ganz angenehm ist. Über abenteuerlichen Brücken und längere oder kürzere Tunnel geht die Fahrt weiter.

Fahrt durch eine wunderschöne Landschaft

Nach ca. 10 Km und etwa 60 Min. nach der Abfahrt erreichen wir Hillgrove (1175 m) , jetzt sind es bereits ca. 700 Höhenmeter, die wir hinter uns gebracht haben. An dieser Station können wir auch aussteigen. Die Lokomotive füllt hier den Wasservorrat auf. Eine Horde Affen wartet auch schon auf den Zug. Sie stürzen sich auf alles Fressbare und belagern die Touristen. Man muss sehr auf seine Sachen aufpassen. Je weiter wir ins flache Land fahren, umso mehr Palmen und Bananenplantagen tauchen auf. In Kallar auf 413 m ü.M. legen wir einen weiteren, aber kurzen Stopp ein. Nach insgesamt 28 Km und 2 Std. 30 Min. erreichen wir schließlich um 17 Uhr 40 Mettupalayam und verlassen den Zug. Kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof kann ich noch in einem Schuppen neben den Gleisen die alte Dampflokomotive X 37389 entdecken, Baujahr 1925. Auf dem Bahnhof schießen wir noch einige Fotos vom Zug und der Lokomotive.

mit dem Bus sind es noch knapp 4 Stunden bis Pollachi

Dann setzen wir unsere Fahrt mit Bus nach Pollachi fort. Bis dorthin werden wir noch knapp 4 Stunden unterwegs sein, das wird heute ein langer Tag. Unterwegs serviert uns Chris wieder Rum mit Cola. Er spielt von verschiedenen Handy's, die ihm gereicht werden, wieder etliche deutsche Schlager ab und einige singen auch wieder lautstark mit. Danach herrscht Ruhe im Bus bis wir gegen 21 Uhr in Pollachi im Hotel Coco Lagoon ankommen. Wir werden mit einer Art Schal für jeden empfangen und die Koffer werden direkt auf die Zimmer gebracht. In unserem Zimmer legen wir noch unser Bier zum Kühlen ins Waschbecken, denn in diesem Hotel gibt es (Entscheidung des Besitzers) keinen Alkohol. Chris hatte die Bierbüchsen schon im Vorfeld besorgt und wir konnten sie bei ihm käuflich erwerben.

leckeres Abendessen

Anschließend gehen wir direkt zum Essen. Das Abendessen ist köstlich. Wir bekommen eine tolle Suppe vorneweg. Die Vorspeise mit einer Art „Knusperhuhn“ schmeckt sehr lecker. Nächster Gang : Kartoffeln mit Käse und einer delikaten Soße. Mein Lieblingsgang. Dann folgt das Hauptgericht, den wir alle nicht mehr schaffen, denn die Portion ist nach den vielen Vorspeisen einfach zu groß. Zum Schluss wird uns ein kleines Tortenstück (Schoko) serviert. Der Küchenchef persönlich erkundigt sich ob alles in Ordnung ist und fotografiert uns auch. Das Personal ist überaus freundlich und der frisch gepresste O-Saft schmeckt sehr gut. Unsere Zimmer sind in Ordnung, aber nichts Besonderes. Die Betten sind etwas schmaler als bisher. Alles völlig ausreichend für eine Nacht. Auch Wlan funktioniert nach einigen Startproblemen. Zum Abschluss des Tages genehmigen wir uns noch unsere 2 Bier und gehen dann bald schlafen. Morgen dürfen wir eine halbe Stunde länger ausschlafen.

Wetter : früh 13 Grad, mittags 25 Grad, in Pollachi wieder richtig warm
Unterkunft : Hotel Coco Langoon
Kilometer Bus : 140 Km
Kilometer Bahn : 28 Km
Kilometer Fuß : ca. 5 Km