Zug von Delhi nach Ajmer, weiter nach Pushkar - 398 km
11.03.2013
Balken

der Tag beginnt sehr früh morgens

In der letzen Nacht haben wir beide nur wenige Stunden geschlafen. Interessanterweise erging es anderen Mitreisenden ebenso, nach etwa 3 Uhr nachts haben wir uns nur noch hin und her gedreht, aber nicht mehr richtig tief geschlafen. Trotzdem fühlen wir uns heute Morgen ganz gut und stehen um 4 Uhr 30 auf. Trotz der harten Betten konnten wir gut darauf liegen und schlafen. Nach einer kleinen Morgentoilette wird alles eingepackt und wir verlassen unser schönes Zimmer um 5 Uhr 15 mit allen Gepäckstücken. Dem Zimmermädchen hinterlassen wir ein Trinkgeld von 20 Rupies, an der Rezeption bezahlen wir unser Bier von gestern Abend, dann gehen wir zum Frühstück. Extra für uns wurde zu dieser frühen Tageszeit ein kleines Frühstücksbüffet aufgebaut, welches doch einiges zu bieten hat.

indische Zugfahrt

Gegen 5 Uhr 45 verlassen wir das Hotel endgültig und fahren mit samt dem Gepäck zum Bahnhof. Draußen ist es noch stockfinster und die Straßenbeleuchtung ist sehr spärlich. Eine abenteuerliche Fahrt, am Straßenrand erkennen wir im Dämmerlicht viele Menschen, die eingerollt in Decken, schlafen. Um diese Tageszeit wird noch sehr wenig gehupt, dafür bekommt aber die Lichthupe sehr viel zu tun. Mit der einsetzenden Dämmerung erreichen wir den Bahnhof von Gurgaon. Unsere Koffer müssen wir alleine auf den Bahnhof ziehen, unsere Fahrer dürfen nicht mit auf den Bahnhof.

der Bahnhof von Gurgaon gegen 6 Uhr 20 morgens

der Bahnhof von Gurgaon gegen 6 Uhr 20 morgens

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Es ist inzwischen 6 Uhr 10 und so haben wir noch ca. 45 Min. Zeit bis zur Abfahrt unseres Zuges. Die Zeit vergeht wie im Flug. Auf dem Bahnhof passieren so viele interessante Dinge. Besonders spannend wird es als ein Zug einfährt und ziemlich weit vorne im Bahnhof hält. Jetzt beginnt das große Gerenne deren, die ganz hinten auf dem Bahnsteig stehen. Einige springen auch auf die Gleise, um von der anderen Seite in den doch schon recht vollen Zug aufzusteigen. Ein spannendes Schauspiel. Mit 3 Minuten Verspätung erreicht unser Zug den Bahnhof von Gurgaon. Auch wir müssen rennen, denn unsere Wagen befinden an der Spitze des Zuges und nicht wie geplant am Ende. Dann noch die Koffer in den Zug gestemmt und wir haben es geschafft.

Normalerweise hat der Zug nur 2 Minuten Aufenthalt. Der Wagen ist schon gut besucht und wir kämpfen uns mit den Koffern zur Mitte des Wagens zu den Sitzplätzen 41-48 vor. Das Verstauen der Koffer ist nicht ganz einfach. Über den 3er-Reihen ist noch Platz, aber der Weg bis zum Gepäcknetz auch weit. Schließlich gelingt es uns alles Gepäck unterzubringen. Der Zug hat inzwischen schon längst den Bahnhof verlassen. Wir richten uns auf unseren Plätzen ein und schon kurz darauf wird uns (im Preis inbegriffen) einen Minithermoskanne mit heißem Wasser, dazu Teebeutel, Kekse und Bonbons serviert. Dazu noch ein Liter stilles Wasser. Draußen ist praktisch nichts zu erkennen. Zum einen sind die Fenster sehr schmutzig und verfärbt, zum anderen aber liegt die Landschaft scheinbar unter einer dicken Nebeldecke.

wir fahren in der Businessclass der indischen Eisenbahn

wir fahren in der Businessclass der indischen Eisenbahn

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Ich widme mich erstmal dem Reisebericht von gestern und versuche aus den Stichwörtern ganze Sätze zu bilden. Elke trinkt Tee und spielt anschließend eine Runde Solitär auf dem Tablet. Die Klasse, in der wir uns befinden, entspricht scheinbar nicht ganz dem, was in der Reisebeschreibung steht. Angegeben ist die Executive Class, wir sitzen aber laut Reiseleiter nur in der Businessclass. Dass das Buchen von reservierten Plätzen in indischen Zügen nicht ganz einfach funktioniert, sollten wir noch bei unserer 2.Bahnfahrt von Sawai Madhopur nach Bharatpur erleben. Der Wagen, in dem wir sitzen, sieht aus wie ein Großraumwagen der DB mit 3 Sitzen auf der linken und 2 Sitzen auf der rechten Seite.

Draußen zieht, nachdem sich der Nebel gelockert hat, eine recht eintönige und trockene Landschaft vorbei. Beim 2. Halt hat sich die Verspätung des Zuges inzwischen schon auf 15 Minuten summiert. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bis jetzt bei sagenhaften 108 km/h, meistens fährt der Zug allerdings deutlich langsamer. Das angebotene Essen lehnen wir ab, da wir immer noch vom Frühstück satt sind und es mittags schon wieder Essen geben wird. Inzwischen scheint draußen die Sonne und im Zug haben wir, dank der Klimaanlage, angenehme 24-26 Grad. Über Rewari, Almar, Dausa und Jaipur fahren wir Richtung Ajmer.

Mit jedem Bahnhof steigt die Verspätung des Zuges, beim letzten Halt vor Ajmer sind es bereits 25 Min. Die Landschaft ist noch trockener geworden und sieht auch etwas karger aus. Um 13 Uhr 20 erreichen wir Ajmer, ebenfalls eine heilige Stadt wie Pushkar. Da der Zug hier endet, können wir uns beim Aussteigen Zeit lassen. Wir müssen die Koffer erst mal aus der sehr hohen Gepäckablage herunterholen bzw. meinen Koffer hinter einer Tür befreien.

unsere erste Tuk-Tuk-Fahrt

mit dem Tuk-Tuk geht es weiter zu unserem Bus

mit dem Tuk-Tuk geht es weiter zu unserem Bus

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Zusammen mit unserem Reiseleiter begeben wir uns vor den Bahnhof. Dort werden die Koffer in einen kleinen Bus geladen und dann direkt zum Hotel gebracht. Unsere Gruppe mit Reiseleiter (9 Personen) wird auf 3 Tuk-Tuks aufgeteilt und damit fahren wir in etwa 15 Minuten bis an den Rand von Ajmer, wo unser neuer Reisebus auf uns wartet. Wir haben Glück und sind nur zu zweit in unserem Tuk-Tuk. Die Fahrt ist rasant und andere Verkehrsteilnehmer fahren manchmal nur Zentimeter entfernt an unserem Gefährt vorbei. Kleinere Blechschäden und Kratzer sind da vorprogrammiert. In Indien gibt keiner im Straßenverkehr nach und dadurch entstehen sehr oft sehr brenzlige Situationen. Unterwegs sehen wir den Kleinbus mit einem unserer Koffer auf dem Dach, ungesichert, hoffentlich geht das gut. Unser Tuk-Tuk-Fahrer gibt richtig Gas und nach abenteuerlichen 15 Minuten erreichen wir sicher unseren neuen Bus für die Rundreise.

Fahrt nach Pushkar - wir checken ein

Dafür erhält er von uns 20 Rupies extra. Der Bus sieht neu aus und die Sitze sind deutlich bequemer als beim alten Bus in Delhi. Außerdem ist die Lautsprecheranlage für die Durchsagen erheblich besser, sowohl vom Klang her als auch von der Deutlichkeit der Wiedergabe der Sprache. Mit dem Bus fahren wir weiter nach Pushkar. Unterwegs in den Bergen (es handelt sich um ein Teil des Aravalligebirges) sehen wir auch schon die ersten Affen, es handelt sich um Hanuman-Languren. In Pushkar angekommen, müssen wir die letzten 10 Minuten zu Fuß zum Hotel gehen, da die Straßen viel zu eng für unseren Reisebus sind.

Der extra Kleintransporter mit unserem Gepäck kann aber direkt bis zum Hotel fahren. Der erste Eindruck der Anlage wir sind in einem kleinen Palast untergebracht. Das Hotel Pushkar Palace ist in Privatbesitz und liebevoll gepflegt. Überall Verzierungen an Fenstern und Türen, die Decken mit bunten Farben und Ornamenten verziert, alles wirkt so ein wenig wie aus kolonialer Zeit. Bei der Ankunft bekommen wir einen Blütenkranz aus Rosenblüten um den Hals gelegt, der sehr intensiv riecht. Jeder erhält zusätzlich noch ein Erfrischungsgetränk.

Wir bekommen ein Zimmer mit 2 Betten und zwar im obersten Stockwerk. Verschlossen ist unser Zimmer mit einem schweres Vorhängeschloss (statt eines normalen Schlosses), interessant. So etwas werden wir noch öfters erleben. Vom Laubengang vor dem Zimmer haben wir einen tollen Ausblick auf den See. Das Zimmer ist nett dekoriert, mit Deckenventilator und Klimaanlage, Bilder mit Aufnahmen von früheren Tagen an den Wänden, vielen Verzierungen und einem sehr geräumigen Bad mit Regendusche. Ein sehr schönes, völlig andersartiges Zimmer als in Delhi. Aber auch hier, wie im weiteren Verlauf der Reise, sind die Betten ausgesprochen hart.

Unsere Koffer treffen kurz nach uns ein. Anschließend gehen wir zum Mittagessen hinunter in eines der vielen kleinen Zimmer, in denen das Essen serviert wird. Maximal 15 Personen werden hier bewirtetet, also kein großes unpersönliches Restaurant. Im Hotel wird ausschließlich vegetarisches Essen serviert. Das Essen ist trotzdem sehr schmackhaft und da man keine sehr großen Portionen isst, auch leicht bekömmlich. Beim Mittagessen probiere ich auch mal ein neues Getränk, Fresh Lime Soda, welches ausgezeichnet und erfrischend schmeckt. 1/4 Limettensaft und 3/4 Sodawasser. Das ganze pur oder mit Zucker oder mit Salz, je nach Geschmack, sehr erfrischend. Elke trinkt Cola (beides zusammen 140 Rupies).

Stadtbummel und Brahmatempel

der Brahmatempel in Pushkar, der einzige seiner Art auf der Welt

der Brahmatempel in Pushkar, der einzige seiner Art auf der Welt

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Es ist Zeit für eine Stadtbesichtigung. Vom Hotel aus bummeln wir direkt durch Pushkar bis zum Brahmatempel. Überall sind Händler, mobile und feste Garküchen, sehr viele alternative Touristen und viele heilige Kühe zu sehen. Es riecht teilweise sehr gut nach Essen, dann aber auch wieder mal nach Abwasser, sehr gemischte Gerüche. Es herrscht ein ganz schönes Treiben auf der Straße, durch das sich zusätzlich noch lautstark Motorräder ihren Weg bahnen. Nichts für schwache Nerven. Ein toller Spaziergang durch die Stadt mit vielen sehenswerten Stellen und neuen Eindrücken. Unser Reiseleiter ist ständig gefordert uns alles Mögliche zu erklären. Nach guten 30 Minuten erreichen wir den einzigen Brahmatempel weltweit.

Bevor wir ihn besuchen, müssen wir alle Taschen, Fotoapparate, Handys usw. abgeben, man darf sie nicht mit in den Tempel nehmen. Unser Reiseleiter passt in einem Geschäft auf unsere Sachen und die Schuhe auf, denn hier herrscht Tempelsockenpflicht, Eigentlich sollte auch kein Leder am Körper getragen werden, z.B. Gürtel o.ä., aber da ist man heute etwas kulanter. Wir steigen die Stufen zum Tempel empor und sind etwas enttäuscht. Der eigentliche Tempelbereich ist sehr klein und außen um den Tempel herum sind in Stein gemeißelt die Spendernamen für diesen Tempel zu sehen. Das war's, wir verlassen etwas enttäuscht die Anlage und kehren zu unseren Sachen zurück.

Affen auf den Dächern der Häuser in Pushkar

Affen auf den Dächern der Häuser in Pushkar

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Anschließend haben wir bis 18 Uhr Freizeit (ca. 1,5 Stunden) und bummeln gemütlich durch die Gassen zurück in unser Hotel. Unterwegs entdecken wir wieder viel Sehenswertes. Besonders die Affen beobachten wir eine Weile. Sie toben auf den Wellblechdächern herum und einige versuchen auf irgendeine Art und Weise die Straße zu überqueren. Einige springen von einem Dach auf das Dach der anderen Straßenseite. Andere klettern entlang der Stromkabel zur anderen Straßenseite. Die ganz mutigen springen vom Dach auf die Straße, rennen zur anderen Seite und klettern wieder aufs Dach hoch. Dabei wird ein Affe sogar von einem Motorradfahrer angefahren, hat sich scheinbar aber bei dieser Aktion nicht verletzt.

Sonnenuntergang und Abendessen

Sonnenuntergang über dem Pushkar See

Sonnenuntergang über dem Puhkar See

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Gegen 17 Uhr 30 erreichen wir wieder unser Zimmer. Elke stürzt sich sofort auf die erste Handwäsche dieser Reise. Um 18 Uhr sind wir auf der Terrasse des Hotels verabredet, um den Sonnenuntergang und die abendliche Stimmung zu genießen. Von hier oben hat man einen wunderbaren Blick über die Stadt und den heiligen Pushkar See. Diesen darf man nur, weil sich die Gläubigen hier auch reinigen, von der Terrasse des Hotels aus fotografieren, nicht direkt vom Ufer aus, das ist verboten. Leider versinkt die Sonne im Dunst aber wir können vorher noch einige schöne Aufnahmen schießen.

Wir genehmigen uns noch jeder einen Fresh Lime Soda (140 Rupies zus.) und schießen noch einige Aufnahmen von den ersten beleuchteten Häusern der Stadt nach Sonnenuntergang. Dann klettern wir unter die Dusche, denn für 19 Uhr 45 ist das Abendessen angesetzt. Es gibt (offiziell) keinen Alkohol im Ort, also bleiben wir beim Fresh Lime Soda. Hinterher probiere ich noch einen frisch gepressten Saft aus grünen Orangen (125 Rupies), der auch sehr lecker ist. Er schmeckt eigentlich genauso wie normaler Orangensaft. Nach dem Abendessen ziehen wir uns auf unser Zimmer zurück und werden endlich mal alle Bilder sichern und sichten.

Die ersten paar Tage in Rajasthan sind wie ein Film an uns vorbeigezogen. Man muss wirklich seinen Kopf erst mal freibekommen. Indien ist nicht Deutschland. Erst wenn man sich frei macht von eventuellen Vorurteilen oder Vergleichen, die man versucht zu ziehen, dann kann man sich voll und ganz auf das Geschehen vor Ort zu konzentrieren. Dann erlebt man Rastahan richtig.

Balken
Wetter : mittags ca. 34 Grad bei extremer Trockenheit (<15%)
Unterkunft : Pushkar Palace FMA