das Kaufhaus Görlitz und das Gründerzeitviertel
17.08.2020

Balken

bei strahlendem Sonnenschein fahren wir nach Görlitz

Der Tag startet wie üblich. Das Wetter verspricht einen sonnigen und warmen Tag. So kann es bleiben. Gegen 9 Uhr 30 verlassen wir den Parkplatz des Hotels und fahren Richtung Autobahn A4. Wir kommen gut voran und erreichen nach 45 Min und rund 48 Km das Parkhaus City Center im Zentrum von Görlitz. Hier können wir für 7€ pro Tag zentral parken. Außerdem befindet sich das Parkhaus nahe dem Kaufhaus Görlitz, welches wir heute zunächst besichtigen wollen.

geführter Rundgang durch das Kaufhaus Görlitz

Wir konnten 2018 einen Blick in das Kaufhaus mit seiner phantastischen ornamental verzierten Glaskuppel werfen. Durch Recherchen im Internet konnte ich dann eine Möglichkeit finden das Kaufhaus zu besichtigen. Unter der E-Mail-Adresse : info@kaufhaus-goerlitz.eu kann man einen Besichtigungstermin für das Kaufhaus buchen. Für 5€ pro Person wird man ca. 45 Min. lang durch das Haus geführt. Man kann auch am Donnerstag und Freitag zwischen 13-16 Uhr das Kaufhaus kostenlos betreten. Dabei darf man aber nur eine Runde durch das Parterre drehen und dann wieder das Kaufhaus verlassen.

GÖRLITZ - wir besichtigen das Jugendstil-Kaufhaus von 1913

 GÖRLITZ - wir besichtigen das Jugendstil-Kaufhaus von 1913 

Wir vertreiben uns die verbleibende Zeit bis zu unserem Termin mit einem Bummel rund um das Kaufhaus. Ab ca. 10 Uhr 45 warten wir dann vor dem Kaufhauseingang. Kurz vor 11 Uhr spricht uns eine junge Frau an und es stellt sich heraus, dass sie uns durch das Kaufhaus führen wird. Wir folgen ihr und betreten das Kaufhaus durch einen Seiteneingang. Sie führt uns zunächst ins Parterre und erklärt uns hier einiges zur Geschichte des Hauses. Das Kaufhaus wurde im Jahr 1913 nach nur 9 Monaten Bauzeit eröffnet. Gestaltet wurde es im Stile des Historismus, aber mit Ornamenten des Jugendstils, einschließlich der berühmten Glaskuppel. Seit 2009 fanden nur sporadisch Veranstaltungen im Kaufhaus statt. 2013 wurde über 6 Monate lang im Kaufhaus der Film Grand Budapest Hotel gedreht. Seit 2013 versucht jetzt der neue Besitzer Winfried Stöcker dem Kaufhaus neues Leben einzuhauchen, was u.a. wegen des Denkmalschutzes nicht einfach ist.

Die junge Frau führt uns über alle Etagen des Hauses. Sie erzählt uns immer wieder viel interessante Details zur Architektur des Hauses und auch von der zukünftigen Planung. Wir gelangen letztendlich bis hinauf auf den Dachboden. Dort können wir das Glasdach von oben sehen. Da sich die Bemalung nur auf der Unterseite befindet sieht es bei weitem nicht so spektakulär wie von der anderen Seite aus. Auch durch die Treppenhäuser werden wir geführt. Wir sind total begeistert von der Architektur des Gebäudes und ganz besonders von dem Glasdach über dem Lichthof.

Während der 80er Jahre wurde die Glaskuppel zum Teil schon einmal restauriert (1985) und die Restaurateure haben sich namentlich auf einem Teil des Glasdachs verewigt. Allerdings so geschickt, dass wir es ohne einen Hinweise unserer Begleitung nie gesehen hätten. Sie weist uns auch auf den Boden im Parterre hin, der wie Marmor aussieht, aber nur aus Linoleum besteht. Erstaunlich! Nach etwa 45 Min bezahlen wir noch unsere 10€ und verlassen ganz begeistert das Kaufhaus. Nun ist unser Besuch doch noch wahr geworden. Ein 360°-Grad-Panorama kann man sich hier ansehen.

kurz Pause am Postplatz, erste Eindrücke Gründerzeit nach oben

Unser Weg in Görlitz führt uns jetzt erstmal zum Postplatz, der nur einen Katzensprung vom Kaufhaus Görlitz entfernt ist. Hier setzen wir uns kurz hin und genießen mit eine kalten Getränk den angeblich schönsten Platz von Görlitz. Rund um den Platz stehen die unterschiedlichsten Gebäude. Schöne Gründerzeithäuser im Süden, preußische Bauten im Westen und Osten und ein schöner spätklassizistischer Bau im Norden. Einfach ein schöner Anblick. Bei strahlendem Sonnenschein und steigenden Temperaturen starten wir jetzt zu unserem Rundgang durch das Gründerzeitviertel von Bautzen. Viele Häuser in diesem Gebiet sind im Stil des Historismus ab etwa 1850 erbaut worden bzw. etwas später einige auch im Jugendstil .

Zum Gründerzeit- und Jugendstilviertel gehören heute das Konsulviertel, das Salomonviertel, Kelleborn, das Nikolaiviertel und die Kummerau. Es liegt hauptsächlich südlich und westlich der Altstadt. Vorbei am Postamt gehen wir jetzt zur Konsulstr., die wir dann in Richtung Süden laufen werden. Schon zu Beginn unseres Spaziergangs sehen wir viele schöne restaurierte Wohnhäuser.

wir bummeln die Konsulstr. hinunter

GÖRLITZ - Bummel durch das Gründerzeitviertel der Stadt

 GÖRLITZ - Bummel durch das Gründerzeitviertel der Stadt 

Fast bei jedem Haus könnte man stehen bleiben weil es an den restaurierten und sanierten Bauten viele Details zu entdecken gibt. Sehr schön sieht die Villa in der Konsulstr. 65/66 aus. Eine Villa von 1872 mit einem Englischen Garten, errichtet als Etablissement der Görlitzer Aktienbrauerei, mit gusseisernem Treppenaufgang, Reste eines originalen Holzportales und im Garten ein Musikpavillon aus Holz (leider nicht einsehbar). Es macht sehr viel Spaß einfach nur die Straßen entlang zu bummeln und sich die sehr beeindruckenden Bauten anzusehen.

Viele dieser Häuser und auch andere Projekte konnten überhaupt erst wieder in den heutigen Zustand versetzt werden, da die Stadt Görlitz einen anonymen Gönner besaß. Von 1995 bis 2016 hat der unbekannte Spender jährlich 1 Million DM bzw. 511.500 € an die Stadt überwiesen. Das Geld durfte ausschließlich für die Restaurierung der Altstadt, von Einzeldenkmalen und erhaltenswerten Häusern eingesetzt werden. Seit 2016 ist diese Geldquelle versiegt. Keine weiß warum und bis heute ist der Spender der Öffentlichkeit unbekannt.

schöne Häuser an der Bahnhofsstr.

Natürlich stehen an verschiedenen Stellen auch noch Häuser, die nicht restauriert sind. Man kann an ihnen noch viele Verzierungen und teilweise verrostete, aber schöne Balkone erkennen, die vielleicht eines Tages wieder im alten Glanz erscheinen werden. An der Bahnhofsstraße biegen wir links ab und stehen kurz darauf vor dem wunderbaren Haus Bahnhofststr. 52 aus dem Jahr 1891. Das Haus besitzt einen sehr schönen Turm an der Ecke Bahnhofstr./Schillerstr. Eine reiche historistische Fassadengliederung und Erker im ersten, zweiten und dritten Obergeschoss, im Eingangsbereich. Im Eingangsbereich an der Bahnhofstraße gibt es viele Wandmalerei und Art-déco Schablonenmalerei. Leider können wir diese, wie auch bei viele anderen Häusern nicht sehen, da die Haustüren fast immer abgeschlossen sind und nicht alle Eingangstüren Glasscheiben besitzen, durch die man hindurchsehen kann.

Wir drehen eine Runde um den Block Bahnhofsstr. und Schillerstr. Besonders in der Schillerstr. stehen viele außergewöhnliche Häuser, teilweise sehr farbenfroh restauriert. Über die Theodor-Körner-Str. und die Emmerichstr. erreichen wir die Augustastr. Wenn man diese Straße von der Bahnhofsstraße aus hinunter blickt hat man fast das Gefühl wieder im Jahr 1850 gelandet zu sein. Alle Häuser dieser Straße sind restauriert, renoviert und saniert worden und bieten einen tollen Anblick. Sicherlich eine der schönsten Straßen im Gründerzeitviertel. Die meisten der Häuser in der Augustrastraße sind zwischen 1880-1891 erbaut worden. Teilweise in italienischer Palazzoarchitektur, manche im Historismus bzw. mit barocker Fassade, Häuser mit einer Neorenaissance-Fassade, auch ein Klinkerbau ist zu sehen. Fast alle Häuser besitzen einen kleiner Vorgarten. Das alles sehen wir bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein, besseres Wetter können wir uns für unseren Rundgang nicht wünschen.

die Augustastr. ist eine Augenweide nach oben

GÖRLITZ - die Augustastraße gehört aus unserer Sicht zu den schönsten des Viertels

 GÖRLITZ - die Augustastraße gehört aus unserer Sicht zu den schönsten des Viertels 

Auch in der Augustastraße soll es einige sehr schön gestaltete Hauseingänge (Bemalung, Verzierung) geben (Haus Nr. 4, 10, 16 und 26). Leider konnten wir nur in den Hauseingang Nr. 10 hineinsehen. Bei vielen Eingängen versperren Holztüren die Sicht, nur manche Türen besitzen Scheiben und 99 % der Türen sind auch verschlossen. An einer Stelle haben wir das Glück, dass jemand gerade das Haus verlässt und wir ins Haus dürfen und uns den Eingangsbereich ansehen können. So konnten wir uns in der Augustastraße 4 einen wunderbar gestalteten Hauseingang fotografieren. Viele Häuser besitzen sehr schöne Balkone mit schmiedeeisernen Gittern, kleine Türmchen, schöne Fassadenverzierungen und bepflanzte Vorgärten. Es macht einfach nur Spaß hier durch die Straßen zu bummeln.

Mittagspause nahe Wilhelmsplatz

Am Ende der Straße erreichen wir wieder den Wilhelmsplatz. Dieser sehr schön bepflanzte und mit viel Rasen versehene Platz ist der größte Stadtplatz in Görlitz. Es ist sehr ruhig hier. Auf der großen Rasenfläche stehen einige Liegen für Sonnenhungrige bereit und sind auch teilweise belegt. Rings um den Wilhelmsplatz stehen viel schöne Wohnhäuser. Wir biegen an der Ecke Jakobstraße / Wilhelmsplatz in die Straßburgpassage ab. Bei einem italienischen Restaurant entdecken wir eine Dachterrasse und legen dort eine Pause ein. Mit 2 Eisbechern und einem Erdbeershake kühlen wir uns etwas ab, denn die Temperaturen nähern sich schon wieder der 30 Grad-Grenze.

zum Schluss des Rundgangs besuchen wir die Landeskronstr.

Kreuz und Quer bummeln wir über verschiede Seitenstraßen und den Lutherplatz zur Landeskronstr., die auch besonders schön restauriert worden sein soll. Unterwegs haben wir dann mehrmals uns doch noch einige sehr schön restaurierte und dekorierte Hauseingänge, insbesondere in der Dr.-Friedrichs-Straße ansehen können. Überall standen die Haustüren offen. Am Otto-Buchwitz-Platz 1 steht ein sehr schönes Haus, ein geschütztes Kulturdenkmal des Görlitzer Gründerzeit-Stadtteils. Errichtet wurde das Neurenaissance-Eckhaus mit vom Jugendstil beeinflussten Stuckzierrat um 1900. Die Fassadenseiten sind mit einem Eckerkerturm, zwei anschließenden Ziergiebeln und reichem Stuckzierrat verziert. Ganz toll. Immer wieder treffen wir aber auch auf noch nicht sanierte Gründerzeitbauten. Bei diesen Häusern kann man oft noch die Reste der vielfältige Verzierung an der Fassade erkennen.

GÖRLITZ - am Brautwiesenplatz stehen weitere tolle Häuser mit schönen Erkern, Türmchen, Balkone und Fassadenverzierungen

 GÖRLITZ - am Brautwiesenplatz stehen weitere tolle Häuser mit schönen Erkern, Türmchen, Balkone und Fassadenverzierungen 

In der Landeskronstr. sehen wir dann wieder deutlich mehr sanierte Häuser. Auch ähnelt keine Fassade der anderen und an einigen Häusern wird auch noch gearbeitet. Während Elke sich eine schattige Bank sucht, gehe ich noch weiter bis zum Brautwiesenplatz. Die Häuser um den Platz herum sind alle restauriert und besitzen z.T. sehr schöne Erker und/oder auch Türmchen, Balkone und Fassadenverzierungen. Anschließend hole ich Elke auf ihrer schattigen Parkbank ab und wir gehen quer durch das Gründerzeitviertel zurück zum Parkhaus. Unterwegs haben wir dann erfreulicherweise nochmal die Gelegenheit in einige Häuser hinein zu kommen, um uns die sehr unterschiedlich bemalten und dekorierten Hauseingänge anzusehen.

wir verlassen Görlitz nach einem tollen Tag bei Superwetter

Das war heute ein ganz toller Tag. Da wir vor der Planung von Görlitz noch nichts vom dem Gründerzeitviertel gehört hatten, waren wir umso mehr von den vielen, schon wieder sanierten Häuser in diesem Viertel überrascht. Es macht einfach Spaß durch das Viertel zu schlendern und sich die vielen Fassaden, Hauseingänge und Vorgärten anzusehen. Dazu noch so ein Superwetter, was wollen wir mehr. Gegen 16 Uhr 15 verlassen wir Görlitz wieder. Das Parkhaus hat uns 6€ gekostet, was nicht teuer ist. Unser Navi leitet uns wieder sehr gut zurück nach Bautzen und ohne Stau erreichen wir unser Hotel wieder kurz nach 17 Uhr. Draußen wird es jetzt allerdings immer grauer. 10 Min. nach unserer Ankunft in Bautzen regnet es heftig. Da haben wir aber viel Glück heute gehabt.

Abendessen in der Bautzener Senfstube und Verdauungsspaziergang

Nach 18 Uhr machen wir uns, bewaffnet mit Regenschirmen wegen des Nieselregens, auf den Weg zum Restaurant Bautzener Senfstuben. Hier hatte ich per Internet wieder Plätze für heute reserviert. Das Essen schmeckt einfach so gut, dass es uns wieder hierher zieht. Heute bestellen wir uns beide die Roulade von der Rinderoberschale, gefüllt mit Speck, Gewürzgurke und Senf, dazu Rotkohl und Petersilienkartoffeln. Ich bestelle mir aber Bratkartoffeln dazu, die schmecken hier besonders gut. Dazu wieder das leckere "Pupen-Schultzes Schwarzbier". Alles schmeckt sehr lecker.

Es folgt wieder der übliche abendliche Ablauf. Verdauungsspaziergang, Reisebericht, Bilder sichten und sichern, Versuch das Zimmer per Ventilator bei offenem Fenster herunter kühlen. Ein ganz toller Tag geht zu Ende. Mal sehen was uns morgen erwartet.

Balken
  Unterkunft : Hotel Best Western Plus Bautzen
  gelaufene Km : 9,9
  Wetter : sonnig, 29 Grad