wir fahren noch einmal nach Görlitz um uns die Altstadt anzusehen
19.08.2020

Balken

strahlender Sonnenschein begrüßt uns beim Frühstück

Nach dem üblichen morgendlichen Ablauf im Hotel machen wir uns heute zum 2.mal auf den Weg nach Görlitz. Das Wetter in Bautzen sieht toll aus und auch in Görlitz soll heute sonniges Wetter mit nur einigen Wolken und 26 Grad herrschen. Wir haben die Altstadt von Görlitz schon einmal im Rahmen einer weihnachtlichen Tagesfahrt besucht. Heute haben wir mehr Zeit und Ruhe um uns alles bei Sonnenschein anzusehen. Die Fahrt verläuft schnell und ohne Probleme und wir parken wieder im Parkhaus City Center nahe dem Kaufhaus Görlitz.

Görlitz Teil 2 - wir besuchen die Altstadt

GÖRLITZ - der Frauenturm (auch Dicker Turm) auf dem Marienplatz

 GÖRLITZ - der Frauenturm (auch Dicker Turm) auf dem Marienplatz 

Von hier aus bummeln wir vorbei am Kaufhaus Görlitz und dem wuchtigen Frauenturm (auch Dicker Turm) von 1250. Sein Aussehen hat sich der Turm über die Jahrhunderte bis heute weitgehend bewahrt, ein schöner Anblick. An der Steinstraße kommen wir am Teufelsbrunnen an der Annenkapelle vorbei. Ein scheinbar trockener Brunnen, beim dem erst bei Annährung eine Teufelsfigur erkennbar ist, die aus 2 verschiedenen Stellen Wasser speit. Kurz darauf stehen wir am Obermarkt, einem der größten Plätze in Görlitz. Am Obermarkt stehen zahlreiche Gebäuden verschiedener Epochen und er ist das Tor zur Görlitzer Altstadt.

über den Obermarkt bummeln wir zum Untermarkt

An einem Ende des Obermarkt steht der Reichenbacher Turm, einer von 3 erhaltenen Wehr- und Wachtürme (Frauenturm, Nikolaiturm). Erstmals erwähnt wurde er schon 1376. 1485 wurde der zylindrischen Oberturm mit dem Wehrgang aufgesetzt. Ein beeindruckendes Bauwerk. Die Häuser rund um den Obermarkt wurden zwischen 1550-1955 erbaut. Das interessanteste Haus ist sicherlich das Napoleonhaus von 1718. Am 20. August 1813 soll Napoleon auf dem Balkon dieses Hauses gestanden und seine Truppen beobachtet haben. Es gibt viel zu sehen auf dem Obermarkt.

Am Ende des Obermarkts Richtung Altstadt steht die Dreifaltigkeitskirche und der Georgsbrunnen, dessen Figuren aus dem Jahr 1590 stammen. Die Dreifaltigkeitskirche zusammen mit einem Kloster wurde bereits 1245 eingeweiht. Über die Brüderstraße mit schönen Eingangsportalen erreichen wir den wunderschön anzusehenden Untermarkt. Es ist der älteste Platz der Stadt (ca. 1250). Sicherlich die aus unserer Sicht die baulich beeindruckenste Ecke in der Altstadt von Görlitz. Der Untermarkt ist durch die mittige Bebauung in einen nördlichen und einen südlichen Teil getrennt.

am Untermarkt stehen sicherlich die aus unserer Sicht schönsten Häuser der Altstadt nach oben

Hier gibt es soviel zu sehen, so dass wir nur die interessantesten Häuser erwähnen wollen. An der südwestlichen Ecke des Untermarks befindet sich die Rathaustreppe von 1538 mit Justitia und Corvinuswappen an der Turmseite. Das Rathaus von Görlitz nimmt die gesamte westliche Länge des Platzes ein. An dem Rathausturm, der Anfang 1500 seine heutige Höhe erreichte, zeigt im unteren Teil 2 verschiedene Uhren von 1524. Eine normale Tageszeituhr und eine darüber befindliche Mondphasenuhr.

der südliche Bereich des Untermarkts

Am südliche Rand des Untermarkts steht am Anfang der Schönhof, das älteste Renaissance-Bauwerk in Görlitz von 1526. Ein sehr schönes Gebäude mit Erkern und Türmchen. Die Räume beherbergen heute das Schlesische Museum. Direkt daneben steht eines der 35 Görlitzer Hallenhäuser, der um 1500 errichtete Frenzelshof. Gelegen an der großen europäischen Handelsstraße „Via Regia”, zählte dieses Hallenhaus zu seiner Zeit zu einem der wichtigsten hiesigen Handelshöfe. Gleich nebenan stehen zwei weitere Hallenhäuser, ebenfalls um etwa 1500 errichtet. Diese Häuser wurden von den Kaufleuten erbaut um Handel zu treiben und alle Geschäfte hier abwickeln zu können. Sie liegen alle an der bereits erwähnten Handelsroute "Via Regia". Es gibt eine große Eingangshalle mit einer Durchfahrt für die Waren, eine große zentrale Halle und auch Gästezimmer für durchreisende Kaufleute.

GÖRLITZ - der Untermarkt mit den Hallenhäusern (links) und dem alten Rathaus

 GÖRLITZ - der Untermarkt mit den Hallenhäusern (links) und dem alten Rathaus 

Bemerkenswert in der Mittelbebauung des Untermarkts ist "Die Waage". Das Renaissancehaus entstand 1453 (Erdgeschoß) und 1600 (der restliche Bau). Hier wurden einst die in der Stadt eintreffenden Waren registriert, bewertet und verzollt. Optisch sehr auffälig sind die dunklen Säulen im Erdgeschoß.

der nördliche Bereich des Untermarkts

Die nördliche Teil des Untermarkt wird vom "Neuen Rathaus" dominiert. Dieser Bau im Stil der Neorenaissance wurde erst 1903 fertig gestellt, passt aber optisch hervorragend zu den restlichen Bauten des Platzes. Das alte und das neue Rathaus nehmen heute den gesamten westlichen Rand des Untermarkts in Anspruch. Bemerkenswert sind hier noch ein schönes Wohnhaus mit Renaissancefassade und Volutengiebel von 1536 sowie die Ratsapotheke von 1550 an der Ecke Petersstraße. Es ist eines der bekanntesten Bürgerhäuser in Görlitz. Es zeigt ein schmuckvolles, buntes Eingangsportal und einen sehr schönen Eckerker. Bemerkenswert an diesem Haus sind u.a. 2 Sonnenuhren. (siehe Fotogalerie)

Über dem ersten Stockwerk sind zwei Sonnenuhren von Zacharias Scultetus abgebildet, wobei die linke der beiden mit "Solarium" überschrieben ist. Sie zeigt mit ihren diversen Linien verschiedene Arten von Stunden an. Die zum Schattenzeiger weisenden, grauen Linien stellen die bürgerlichen Stunden. Sie beginnt links sieben Uhr vormittags und endet rechts vier Uhr nachmittags. Die arabischen sowie römischen Ziffern und die dazugehörigen von links oben nach rechts unten verlaufenden Linien verdeutlichen die italienischen Stunden. Die roten Linien zeigen die babylonischen Stunden. Die benachbarte Sonnenuhr trägt die Überschrift "Arachne" und ermöglicht das Ablesen der Planetenstunden. Die roten und weißen Flächen der Uhr zeigen die Himmelsabschnitte mit einem bestimmten Sternkreiszeichen. Die Gruppe der parabelförmig verlaufenden Linien stellen den jahreszeitabhängigen Anstieg der Sonne an.

das "Biblische Haus" nach oben

Bevor wir den Untermarkt verlassen, werfen wir noch ein Blick auf das "Biblische Haus" in der Neißstr. 29 nahe dem Untermarkt. Seinen Beinamen erhielt das Haus auf Grund seiner Reliefs an der Fassade im ersten und zweiten Obergeschoss. Sie zeigen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. Es wurde 1570 erbaut und gehört zu den bekanntesten Renaissancebauwerken der Stadt.

auch heute stehen einige Gründerzeit- und Jugendstilhäuser auf unserem Programm

Über die Weberstr. bummeln wir südwärts zur Joliot-Curie-Str. im Gründerzeitviertel. Hier soll es in den Häusern Nr. 2 und 4 sehr schöne Hauseingänge geben. Nach den ersten Erfahrungen vom Montag sind wir allerdings nicht sehr zuversichtlich etwas zu sehen. Das Haus Nr. 2 besitzt massive Holztüren, die auch verschlossen sind. Also nichts zu sehen. Haus Nr. 4 hat eine (leider verschlossene Tür) mit Glasscheiben. So können wir wenigstens von außen den sehr schön bemalten Hauseingang sehen und fotografieren. Vor dem Haus Nr.5, welches nicht auf unserer Liste steht, kommen wir mit einem Handwerker ins Gespräch, der sieht wie wir uns durch die Glasscheibe auch diesen Hauseingang ansehen. Das Haus scheint im Jugendstil erbaut zu sein, die Fassade mit floralem Jugendstildekor deutet daraufhin. Es wurde 1903 erbaut.

Als plötzlich ein Mann aus diesem Haus kommt erklärt uns der Handwerker, dass dies der Besitzer des Hauses sei. Ich spreche ihn an und frage, ob wir uns das Haus von innen ansehen dürfen und er stimmt sofort zu. Was für ein Glücksfall. So kann ich mir den Hausflur, einige Wohnungstüren, den Treppenaufgang verziert mit Jugendstilmotiven und wunderschöne Treppenhausfenster bleiverglast mit Blütenmotiven in aller Ruhe ansehen und fotografieren. Das Treppenhaus besitzt noch seine original Jugendstil-Ausstattung. Auch die schöne Haustür mit farbiger Bleiverglasung ist sehenswert. Ein wunderschön und mit viel Liebe restauriertes Haus (innen und außen). Wir erfahren vom Hausbesitzer dass er, durch Einsatz eigener Mittel und unterstützt auch durch die anonymen jährlichen Spenden, sein Haus wieder in diesen schönen Zustand versetzen konnte.

Gleich um die Ecke liegt die Struvestr. in der in den Häusern 13/15 und 16 sich sehr schön Hausflure befinden sollen. Nur in den Häuser 15 und 16 komme ich in die Flure. Beide sehen sehr schön aus, können aber nicht mit dem Jugendstilhaus mithalten. Von hier aus kehren wir über die Jakob-Böhme-Straße in die Altstadt zurück. An der Bergstr. 1 steht neben dem Eingang zur Brunnenterrasse eine sehr schöne Fabrikantenvilla mit Villengarten, Gartenhäuschen aus Klinker, Wintergarten mit Eisenfenstern und Fachwerk im oberen Gebäudebereich von 1895.

wir gehen zurück in die Altstadt an die Neiße

Über die Brunnenterrasse, einer kleinen barock anmutenden Gartenanlage, gelangen wir zur Ochsenbastei, einem Teil der ehemaligen Stadtbefestigung. Ein Stück weiter gehen wir über die Uferstraße zu einem Weg direkt an der Neiße. Von verschiedenen Stellen aus können wir schöne Fotos vom Fluss, der polnischen Nachbarstadt Zgorzelec (deutsch : Görlitz), der Stadtkirche St. Peter und Paul und dem daneben stehenden Waidhaus schießen. Das Waidhaus ist das älteste weltliche Gebäude in Görlitz. Es wurde bereits in der ersten Hälfte des 12. Jhdts. erwähnt. Besonders der Blick von der Altstadtbrücke, die Görlitz und Zgorzelec verbindet ist der Blick besonders schön.

kurze Pause an der Neiße mit Polizeieinsatz nach oben

Im Restaurant Vierradenmühle finden wir im Außenbereich noch ein schönes schattiges Plätzchen mit 360°-Panoramablick. Wir bestellen uns 2 Getränke (es ist schon wieder schön warm) und ich probiere den Eierpfannkuchen mit Apfelmus. Dieser schmeckt sehr lecker und er ist ungewöhnlich groß. Außerdem bieten uns und vielen anderen Schaulustigen einige Schlauchbootfahrer noch ein tolles Schauspiel. Nahe der Altstadtbrücke befindet sich ein kleines Wehr, welches sie versuchen zu überwinden. Nach sehr vielen mühseligen und erfolglosen Versuchen klappt es dann doch noch unter dem Applaus der inzwischen sehr vielen Zuschauern. Kaum sind die Schlauchbootfahrer ein Stück entfernt, erscheinen kurz nacheinander, teilweise mit Sirene, Feuerwehr, Polizei und ein Rettungswagen. Irgendjemand muss sie alarmiert haben. Das Schlauchboot ist aber inzwischen schon ein ganzes Stück die Neiße hinunter gefahren und so ziehen alle unverrichteter Dinge wieder ab.

Pfarrkirche, Observatorium, Nikolaiturm und Scharfrichterhaus

GÖRLITZ - das Waidhaus, die Pfarrkirche St. Peter und Paul und die Neiße (von links)

 GÖRLITZ - das Waidhaus, die Pfarrkirche St. Peter und Paul und die Neiße (von links) 

Die Pfarrkirche St. Peter und Paul hatten wir bereits 2018 besucht und bummeln daher hinter der Kirche entlang. Ein Mauervorsprung unterhalb der Peterskirche an der Stadtmauer fristet ein Schatten-Dasein (Beobachtungsturm?). Es handelt sich um einen Teil des ehemaligen „Observatorium Sculteti“, welches Mitte bis Ende des 16. Jhdt. von Bartholomäus Scultetus (Bürgermeister, Stadtrichter, Astronom, Mathematiker, Lehrer, Kartograph, Braubürger (oberste Klasse der Stadt), Autor und kaiserlich Gesandter) zur Himmelsbeobachtung genutzt wurde. Durch die Grünanlage des Nicolaizwingers mit Resten der doppelten Stadtmauer (schwer zu erkennen) gelangen wir zum Nikolaiturm. 1348 erstmal erwähnt ist er heute einer der 3 verbliebenen Türme der Stadtbefestigung. Über die Borgstr. und die Große Wallstr. erreichen wir die Finstertorstr. die uns zum Finstertor und dem Haus des Scharfrichters führt. Das Finstertor (auch Armesündertor) von 1455 ist das einzig erhalten gebliebene Tor der Befestigung der Görlitzer Vorstädte. Im Scharfrichterhaus von 1377 wohnte seit etwa 1571 der Henker, der wohl lieber vor den Toren der Stadt wohnen sollte, da sein Berufsstand nicht besonders angesehen war.

unser Altstadtbummel geht langsam zu Ende

Wir kehren zum Nikolaiturm zurück und bummeln durch kleine Gassen der Altstadt wieder zum Untermarkt. Im Ratscafé Görlitz, wo wir bereits 2018 eingekehrt sind, legen wir auch diesmal eine Pause ein. Bei Apfelstrudel mit Vanilleeis, Rhabarber-Stachelbeer-Torte und 2 Pott Kaffee genießen wir das sonnige Wetter und den Ausblick auf den Untermarkt. Anschließend bummeln wir durch die Straßen der Altstadt Richtung Jägerkaserne. Unterwegs entdecken wir noch das Weihnachtshaus, ein Geschäft für Kunst, Handwerk, Souvenirladen und Weihnachtsdekoration. Die Jägerkaserne, die wir als nächstes ansteuern, wurde ca. 1855 für etwas 600 Soldaten erbaut und sieht aus wie eine Festung. Heute befindet sich hier die Stadtverwaltung. Auf dem Weg zum Parkhaus kommen wir noch an der Kaisertrutz (gegenüber dem Reichenbacher Turm) vorbei. Der Kaisertrutz ist eine der einstmals 32 Basteien, von denen heute noch vier erhalten sind, welche die Stadt Görlitz zur Verteidigung besaß. Der Kaisertrutz wurde 1490 erbaut und erhielt Mitte des 19.Jhdts. den Arkadenvorbau mit den zwei flankierende Türmchen.

Rückkehr nach Bautzen / Abendessen im Restaurant "Alter Bierhof"

Unser Rundgang bei strahlendem Sonnenschein durch die Altstadt von Görlitz ist beendet. Wir kehren zum Parkhaus zurück und bezahlen, wie bei ersten Mal 6€ für das Parken. Ohne Probleme erreichen wir wieder unser Hotel in Bautzen.

Für heute Abend habe ich noch einmal Plätze auf der Terrasse des Restaurants " Alter Bierhof" reserviert. Bei so einem tollen Wetter wollen wir unser Essen erneut im Freien genießen. Elke bestellt sich die "Henkersmahlzeit", aufgespießte Hähnchenbrustfilets mit Champignons und Paprika am Galgen, dazu Kartoffelspalten Hausquark-Dip und Salat, sieht sehr lecker aus. Ich bestelle mir ein Senfschnitzel mit Zwetschensenf, Bacon, Bratkartoffeln und Gurkensalat. Dazu bestellen wir uns Sant Jaro, ein tschechisches helles Bier. Das Bier schmeckt nicht schlecht, aber das Schwarzbier schmeckt doch besser. Zum Schluss bestelle ich mir noch etwas exotisches, ein "Bierhofs Senfgesöff". Laut Karte ein erfrischendes Getränk aus Lime Juice, Aprikosensenf, Eierlikör, Mangosirup und Apfelsaft. Rein optisch nicht sehr ansprechend aber geschmacklich nicht schlecht. Nicht mein Lieblingsgetränk, aber man kann es trinken. Elke kostet auch, aber dass ist so gar nicht ihr Geschmack.

Nach dem Abendessen drehen wir noch eine Runde durch die Altstadt und kehren ins Hotel zurück. Heute müssen wir neben den üblichen Sachen auch noch unsere Koffer packen. Bis auf den Anreisetag waren das 5 ganz tolle Tage in Bautzen, Görlitz und Meißen. Wir konnten alles, was wir uns vorgenommen hatten, auch ansehen. Auch mit unserer Unterkunft waren wir weitestgehend zufrieden, bis auf die relativ hohen Temperaturen in unserem Zimmer wegen der fehlenden Klimaanlage. Aber zum Glück können wir solche Temperaturen auch gut ertragen.

Morgen fahren wir dann auf dem Rückweg nach Berlin noch einmal nach Löbau, zum schmiedeeisernen Turm und nach Obercunnersdorf, wo uns das Wetter am Anreisetag einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.

Balken
  Unterkunft : Hotel Best Western Plus Bautzen
  gelaufene Km : 9,1
  Wetter : viel Sonne. Einige Wolken, 26 Grad, trocken